Der Fahrplan für die Machtübergabe in Frankreich steht. Der konservative Wahlverlierer Sarkozy wird das höchste Staatsamt am Dienstag kommender Woche an den Sozialisten Hollande übergeben. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Elyséekreise.
Zunächst hatte es Spekulationen gegeben, dass der 57 Jahre alte Hollande bereits früher die Macht übernehmen könnte. Der Dienstag nächster Woche ist der letzte mögliche Termin.
In den Medien zirkulieren bereits etliche Namen von Politikern, denen gute Chancen auf Top-Posten in der künftigen Regierung zugesprochen werden. Als großer Favorit für das Amt des Premierministers wird Hollandes Sonderberater Jean-Marc Ayrault gehandelt. Der ehemalige Deutschlehrer und langjährige Fraktionschef der Sozialisten in der Nationalversammlung gilt als moderate Alternative zu Parteichefin Martine Aubry. Zudem werden ihm gute Drähte nach Berlin nachgesagt.
Weitere mögliche Kandidaten für Spitzenposten sind Ex-Premierminister Laurent Fabius (Außenminister) und Hollandes Kommunikationschef Manuel Valls (Innenminister). Die ganz junge Generation könnte unter anderen von der 34 Jahre alten Najat Vallaud-Belkacem präsentiert werden. Sie war eine Pressesprecherin des erfolgreichen Sarkozy-Herausforderers.
Mit François Hollande wird erstmals seit dem Ende der Mitterrand-Ära vor 17 Jahren wieder ein Sozialist Präsident in Frankreich. Der langjährige Parteivorsitzende hatte am Sonntag die Stichwahl gegen Sarkozy gewonnen. Nach jüngsten Zahlen des Innenministeriums kam er auf 51,62 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag nach vorläufigen Zahlen bei rund 81 Prozent.
"Präsident der Jugend und Gerechtigkeit"
Hollande ließ sich in der Nacht bei einer riesigen Freiluft-Party auf dem geschichtsträchtigen Pariser Bastille-Platz feiern. Zehntausende Anhänger hatten sich dort versammelt, wo 1789 die Französische Revolution ihren Anfang genommen hatte. In einer kurzen Rede dankte Hollande seinen Wählern für das Vertrauen. "Ich weiß nicht, ob Ihr mich versteht. Aber ich habe Euch verstanden", rief er der jubelnden Menge von einer Bühne mit heiserer Stimme zu. Er habe den Wunsch nach Veränderung vernommen und werde der Präsident der Jugend und Gerechtigkeit sein.
Hollande forderte seine Anhänger zudem auf, sich auch für einen Sieg der Linken bei den Wahlen zur Nationalversammlung im Juni zu engagieren. Als Präsident brauche er in der ersten Kammer des Parlaments eine Mehrheit. Der 57-Jährige erinnerte zudem an den 10. Mai 1981. Damals vor 31 Jahren hatte die Linke am Bastille-Platz den Wahlsieg von François Mitterrand gefeiert. Er war bis 1995 der erste und bislang einzige direkt gewählte sozialistische Präsident Frankreichs gewesen.
Mit Spannung wird erwartet, welche Auswirkungen der Machtwechsel in Paris auf die Europa- und Wirtschaftspolitik des Landes haben wird. Hollande will sich für einen deutlich weniger harten Sparkurs in der Eurokrise einsetzen. "Der 6. Mai wird ein neuer Start für Europa sein, eine neue Hoffnung für die Welt", sagte er in seiner ersten Rede nach dem Wahlsieg.
dpa/jp - Bild: Joel Saget (afp)