Vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Frankreich hat sich der liberale Politiker François Bayrou für den sozialistischen Kandidaten Hollande ausgesprochen. Zur Begründung verwies Bayrou auf den verschärften Kurs von Amtinhaber Sarkozy in der Einwanderungs- und in der Europa-Politik.
Er selbst werde für Hollande stimmen, sagte der 60-Jährige bei einer Pressekonferenz in Paris. Seinen Anhängern wolle er allerdings keine direkte Wahlempfehlung geben. Bayrou hatte in der ersten Runde der Wahl neun Prozent der Stimmen erreicht.
Die rechtsextreme Populistin Marine Le Pen erklärt Sarkozy bereits für gescheitert. "Er hat die Wahl schon seit langem verloren", sagte sie am Donnerstag in einem Interview des TV-Nachrichtensenders BFM. Die Regierungspartei UMP werde ihrer Ansicht nach zerfallen.
Le Pen hatte in der ersten Wahlrunde als Nummer drei knapp 18 Prozent der Stimmen erhalten und damit für eine große Überraschung gesorgt. Ihre Anhänger könnten für Sarkozy eine wichtige Rolle spielen. Er hatte sie im TV-Duell explizit angesprochen und um Unterstützung geworben. Le Pen betonte, Hollande habe mit seinem Auftritt überrascht und viele seiner Kritiker Lügen gestraft. "Er hat seine Rolle ausgefüllt."
Das TV-Duell wurde von 17,8 Millionen Franzosen verfolgt. Der Wert wurde unter Berufung auf das Institut Médiamétrie vom TV-Nachrichtensender BFM verbreitet. Er liegt unter der Zuschauerzahl der TV-Debatte vor fünf Jahren. 2007 hatten 20,4 Zuschauer verfolgt, wie die damaligen Kandidaten Sarkozy und seine sozialistische Herausforderin Ségolène Royal stritten. Royal war Hollandes langjährige Lebensgefährtin, gemeinsam haben sie vier Kinder.
Am Sonntag entscheiden die Franzosen in einer Stichwahl, wer neuer Präsident wird.
Finanzierung von Sarkozys Wahlkampagne 2007 bestätigt
Libyens Ex-Premier Baghdadi hat in einem Zeitungsinterview bestätigt, Sarkozy hätte 2007 von Libyens damaligem Machthaber Gaddafi eine großzügige Wahlkampfhilfe erhalten. Die Rede ist von 50 Millionen Euro. Entsprechende Vorwürfe kursierten bereits länger in den Medien, Sarkozy bezeichnete sie bisher als "grobe Fälschung".
dpa/dradio/jp - Bild: François Guillot (afp)