Der chinesische Bürgerrechtler Chen Guangcheng hat bei einer US-Kongressanhörung seinen Wunsch bekräftigt, in die USA zu reisen. Der 40-Jährige wurde am Donnerstag (Ortszeit) aus Peking telefonisch in die Sitzung im Washingtoner Kapitol einbezogen.
Er wolle US-Außenministerin Hillary Clinton treffen, sagte er laut der Übersetzung eines chinesischen Aktivisten, der an der Anhörung im Kongress teilnahm. "Ich hoffe, von ihr mehr Hilfe zu bekommen. Ich möchte ihr zudem persönlich danken", sagte Chen.
Der blinde Bürgerrechtler hatte seinen Sinneswandel, doch aus China ausreisen zu wollen, bereits zuvor mit Sorgen um seine Sicherheit begründet. Seine Frau sei massiven Drohungen ausgesetzt und seine Familie als Druckmittel benutzt worden, damit er die US-Botschaft verlasse. Der Bürgerrechtler hatte sich in die US-Vertretung in Peking geflüchtet, nachdem er aus monatelangem Hausarrest entkommen war.
"Wir tun, was wir können"
Nach Verlassen der Botschaft sah er sich von US-Diplomaten getäuscht und unzureichend geschützt. Trotz dieser Kritik kann Chen weiter mit amerikanischer Unterstützung rechnen. Am Rande des Besuches von Außenministerin Hillary Clinton in Peking sprachen US-Beamte mit Chinas Regierung über seine Zukunft, äußerten sich aber zurückhaltend über die Aussichten. Ein US-Beamter sagte, man tue, was man könne, um ihm zu helfen.
Derweil hat der voraussichtliche republikanische Herausforderer von US-Präsident Barack Obama bei der Präsidentenwahl im November das Vorgehen der Regierung im Fall Chen kritisiert. Wenn die Aussagen des Bürgerrechtlers korrekt seien, dass US-Regierungsbeamte ihn gedrängt hätten, die US-Botschaft in Peking rasch zu verlassen, dann sei dies "ein schwarzer Tag für die Freiheit", sagte Romney bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Virginia.
Menschenrechtsgruppen äußerten Kritik an der US-Regierung, sich angesichts des in Peking laufend strategischen und wirtschaftlichen Dialogs zwischen China und den USA unter Zeitdruck auf einen Handel eingelassen zu haben. Dadurch sei es nicht möglich gewesen, die Einhaltung der Chen gemachten Versprechungen sicherstellen zu können. Dem Bürgerrechtler war mündlich zugesagt worden, an einen sicheren Ort umsiedeln und Jura studieren zu können. Bürgerrechtler und Menschenrechtsorganisationen zeigten sich aber skeptisch.
dpa/jp - Bild: AFP / US Embassy Beijing Press office