Der Chef der UN-Beobachtermission in Syrien hat bei seiner Ankunft in dem Bürgerkriegsland ein Ende des Blutvergießens gefordert. In Damaskus rief Generalmajor Robert Mood die syrische Regierung und die Opposition am Sonntag dazu auf, die seit mehr als 13 Monaten andauernde Gewalt zu beenden. Er werde mit allen Syrern kooperieren, kündigte der Norweger in einer knappen Stellungnahme an. Das sei der Schlüssel zum Erfolg.
Robert Mood war am Freitag in New York zum Chef der künftig bis zu 300 UN-Experten berufen worden. Er habe Erfahrungen mit Friedensmissionen und im Führen von Verbänden, hieß es von den Vereinten Nationen. Die unbewaffneten Beobachter sollen die eigentlich seit gut zwei Wochen geltende Waffenruhe in Syrien überwachen. Doch Menschenrechtler und UN werfen vor allem dem Regime vor, diese immer wieder zu brechen. Bisher war die Beobachtermission nur schleppend vorangekommen. Dies liegt an bürokratischen Hürden, logistischen Problemen und politischen Schwierigkeiten in der Abstimmung mit dem Regime von Präsident Baschar al-Assad. Ein Vorausteam ist seit zehn Tagen im Land.
Immer noch Tote in Syrien
Bei einer Explosion in einem Militärlager südlich von Aleppo seien am Sonntag vier Soldaten getötet worden, meldete die in London ansässige syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Erst am Samstag waren nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana nahe Aleppo drei Soldaten bei einem Rebellenangriff ums Leben gekommen. Auch zwei Angreifer seien dabei getötet worden, hieß es.
Vier Zivilisten wurden am Sonntag von Regierungstruppen in den Provinzen Homs und Hama sowie im Ort Deir as-Saur getötet, meldete die Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Außerdem erschütterten mehrere Explosionen das Land, darunter in der Hauptstadt Damaskus und in der Protesthochburg Hama. Berichte über Opfer lagen nicht vor. Am Rande von Damaskus und Idlib sei es zu Gefechten zwischen Regierungstruppen und Überläufern gekommen, sagten Oppositionelle.
Am Samstag waren mindestens zehn Überläufer bei Kämpfen mit der Armee nahe Damaskus getötet worden, wie die Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Über Gefechte nahe der Hafenstadt Latakia, unweit der Sommerresidenz von Syriens Präsident Baschar al-Assad, gab es unterschiedliche Angaben: Die Beobachtungsstelle meldete Kämpfe zwischen Armee und Überläufern, Sana berichtete dagegen, Regierungstruppen hätten den Angriff einer "bewaffneten Terroristengruppe" vom Meer aus vereitelt. Ein Soldat sei von den Angreifern auf Schlauchbooten getötet worden.
Libanon beschlagnahmt Waffen
Der Libanon hat unterdessen Medienberichten zufolge eine rund 150 Tonnen schwere Waffenlieferung auf einem Frachter beschlagnahmt, der Richtung Syrien unterwegs war. Wie die arabische Zeitung "Al-Hayat" am Sonntag meldete, wurden Kalaschnikows, Panzerfäuste, Munition sowie Fernrohre und Militäruniformen an Bord gefunden. Die Elf-Mann-Besatzung, darunter acht Syrer, würden von den Behörden wegen Verdachts auf Waffenschmuggel befragt, hieß es.
Die libanesische Marine hatte die "Lutfallah II" bereits am Freitag in der Nähe des Hafens von Tripoli gestoppt. Das Schiff, das nach libanesischen Medienberichten in Libyen beladen worden war, wurde später nach Selaata gebracht. Es gehöre einem Syrer, hieß es.
Auch die EU zeigte sich am Wochenende besorgt über den Bruch der Waffenruhe. "Die syrische Regierung muss sicherstellen, dass die Waffenruhe hält", forderte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton in einer Erklärung.
dpa/jp - Bild: Louai Beshara (afp)