Nicolas Sarkozy oder François Hollande? In sieben Tagen wird feststehen, wer künftig in Frankreich das Sagen hat.
Im Wahlkampf-Endspurt wird mit immer härteren Bandagen um die Stimmen der noch unentschlossenen Wähler gekämpft, böse Beleidigungen und unbewiesene Anschuldigungen inklusive.
Die Sarkozy-Gaddafi-Connection
Für den jüngsten großen Aufreger sorgte am Wochenende das Online-Magazin Mediapart. Die dem Sozialisten Hollande nahe stehende Redaktion veröffentlichte einen angeblichen Beweis dafür, dass der frühere libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi vor fünf Jahren den ersten Wahlkampf des Konservativen Sarkozy unterstützt haben könnte. Gerüchte in diese Richtung gab es schon seit längerem, bislang fehlten aber echte Anhaltspunkte.
Die ganze Sache sei ein weiteres plumpes Ablenkungsmanöver der Linken, schimpfte das konservative Lager und verwies darauf, dass Sarkozy es gewesen war, der im vergangenen Jahr den Militäreinsatz gegen das Gaddafi-Regime ins Rollen gebracht hatte. Rückendeckung bekam es vom früheren Chef des libyschen Investmentfonds, an den das von Mediapart präsentierte Dokument adressiert war. Er ließ über einen Anwalt erklären, er habe nie ein Schreiben erhalten, nach dem die libysche Regierung bereit sei, den Wahlkampf von Nicolas Sarkozy mit 50 Millionen Euro zu unterstützen.
Als Ausgangspunkt des Gerüchts gilt Gaddafis Sohn Saif al-Islam. In einem Euronews-Interview nannte er Sarkozy 2011 «einen Clown», dessen Wahlkampf Libyen finanziert habe. Die libysche Führung werde demnächst Beweise für diese Zahlungen vorlegen, fügte er damals hinzu. Saif al-Islam Gaddafi sitzt seit November im Gefängnis. Ihm soll wegen Mordes und militärischer Gewalt gegen Zivilisten der Prozess gemacht werden.
Pétain und DSK
Das Geld von Gaddafi ist allerdings nur das jüngste Thema in der Schlammschlacht, zu dem der französische Wahlkampf seit einigen Tagen geworden ist. Wegen seines Werbens um die Wähler der Rechtspopulistin Marine Le Pen wurde Sarkozy in den vergangenen Tagen mit dem früheren französischen Staatschef Philippe Pétain verglichen. Dieser hatte während des Zweiten Weltkriegs das sogenannte Vichy-Regime geführt, das mit den Nazis zusammenarbeitete.
Auch die These eines rechten Komplotts gegen den Sozialisten und früheren IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn wurde aufgewärmt. Der «DSK» genannte Spitzenpolitiker galt bis Mai vergangenen Jahres als aussichtsreichster möglicher Präsidentschaftskandidat der Sozialisten. Damals zeigte ihn ein New Yorker Zimmermädchen wegen einer angeblichen Sex-Attacke an. Das konservativ-rechte Lager wirft hingegen Hollande vor, sich von Islamisten und Imamen unterstützen zu lassen.
Sarkozy und seine UMP-Partei machten mit Lügen und Unwahrheiten Wahlkampf, kommentierte Hollande in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview von Radio J. Dies sei seiner Meinung nach ein Zeichen der Besorgnis, sagte er in Anspielung auf die schlechten Umfragewerte Sarkozys. Nach am Sonntag veröffentlichten Befragungsergebnissen kann Sarkozy in der Wählergunst zwar leicht aufholen. In der Stichwahl am 6. Mai wird er mit acht Prozentpunkten Rückstand auf Hollande aber noch immer als klarer Verlierer gesehen.
Das böse Wort Wachstum
Der Sozialist sieht sich unterdessen sogar schon als Sieger im Kampf mit der Sarkozy-Verbündeten Angela Merkel. Die Kanzlerin und die anderen europäischen Staats- und Regierungschefs erachteten einen Machtwechsel in Frankreich offensichtlich als so wahrscheinlich, dass sie bereits jetzt beginnen würden, Zeitpläne und Themen der EU-Agenda zu ändern, sagte der Sozialist in dem Radio-J-Interview. Noch vor wenigen Wochen habe Merkel das Wort Wachstum nicht hören wollen, jetzt habe sie gesagt, dass sie bereit sei, für mehr Wachstum zu sorgen. «Es bewegt sich etwas und nach den Wahlen wird sich noch mehr bewegen», sagte Hollande.
dpa - Bild: Franck Fife (afp)