Trotz der Bombenanschläge in der ukrainischen Stadt Dnjepropetrowsk sieht die Europäische Fußball-Union UEFA keine Veranlassung zu neuen EM-Sicherheitsmaßnahmen. "Diese Ereignisse beeinträchtigen in keiner Weise das Vertrauen der UEFA in die von den ukrainischen Behörden geplanten Sicherheitsmaßnahmen für die UEFA EURO 2012, die ein heiteres Turnier ohne Zwischenfälle gewährleisten werden", hieß es am Freitag aus der Verbandszentrale im schweizerischen Nyon. Die Situation in der Ukraine werde aber "beobachtet".
In Dnjepropetrowsk waren am Freitag mehrere Personen bei der Detonation von vier Sprengsätzen verletzt worden. "Unsere Gedanken sind bei den Verletzten, denen wir eine schnelle und vollständige Genesung wünschen", teilte die UEFA mit. "Bezüglich der heutigen Explosionen in Dnjepropetrowsk wird die UEFA die Ergebnisse der Untersuchungen der ukrainischen Behörden abwarten", so der kontinentale Fußball-Dachverband.
UEFA weiter in Bedrängnis
Die Industriestadt 400 Kilometer südöstlich von Kiew ist bei der EM vom 8. Juni bis 1. Juli kein Spielort. Sie ist aber Geburtsstadt der ehemaligen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko. Die Diskussion um die inhaftierte Politikerin bringt die UEFA weiter in Bedrängnis. Verbandschef Michel Platini verteidigte trotz der Kritik erneut die Vergabe der Gastgeberrolle an die Ukraine.
"Natürlich ist es schwierig, wenn die politischen Verhältnisse instabil sind. Die Ukraine hat gerade den fünften Sportminister in fünf Jahren. Aber was sollen wir machen? Die EM nicht in Länder wie die Ukraine vergeben, weil nicht alles so gefestigt ist wie in westeuropäischen Demokratien? Das ist keine Lösung", sagte Platini vor den Anschlägen der Zeitung "Die Welt" (Samstag).
Anzeichen für eine konkrete Bedrohung der EM-Spiele durch Anschläge gibt es trotz der Ereignisse in Dnjepropetrowsk offenbar nicht. Die Verantwortung für die Turniersicherheit liegt bei den Gastgeberländern Polen und Ukraine. "Wir unternehmen alles Notwendige zur Sicherung der Gäste und der Teilnehmer der EM", sagte Alexander Birsan, der EM-Verantwortliche des ukrainischen Präsidenten Janukowitsch. Die UEFA kooperiert als Veranstalter mit den staatlichen Institutionen. Polizei und Militär sind in beiden Ländern im Einsatz, um die 16 Teams und deren Delegationen zu schützen.
Oppositionsvorwurf ist politische Stimmungsmache
Die Partei von Präsident Viktor Janukowitsch wies den Oppositionsvorwurf, Timoschenko werde misshandelt, als politische Stimmungsmache zurück. "Der Mythos von einer Verprügelung Timoschenkos wurde mit dem Ziel geschaffen, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit von den unstrittigen Fakten ihrer kriminellen Tätigkeit abzulenken", hieß es in einer Erklärung.
Ex-Regierungschefin Timoschenko ist in einem international umstrittenen Prozess wegen Amtsmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Sie gilt als Opfer politischer Rachejustiz im Auftrag des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. 2004 hatte sie die gegen Janukowitsch gerichtete orangene Revolution angeführt.
Timoschenko klagt darüber, dass sie in einer akuten Phase eines Bandscheibenvorfalls nicht behandelt worden sei. Bei dem erzwungenen Transport in eine Klinik außerhalb des Straflagers hat sie nach Angaben ihrer Anwälte zudem Blutergüsse an den Armen und am Bauch erlitten.
dpa - Bild: Most-Dnepr (afp)