Der Sozialist François Hollande geht als eindeutiger Favorit in das Duell mit Amtsinhaber Nicolas Sarkozy um den Posten des französischen Staatspräsidenten. Dem Herausforderer gelang es nach den in der Nacht zum Montag veröffentlichten Ergebnissen der Stimmenauszählung, eine Reihe konservativer Bastionen in Frankreich zu erobern.
Hollande bekam in der ersten Runde der Präsidentenwahl am Sonntag 28,63 Prozent der Stimmen, wie das Innenministerium weiter mitteilte. Sarkozy erhielt nur 27,08 Prozent. In diesen Zahlen fehlten nur noch einige wenige Stimmen der im Ausland lebenden Franzosen.
Als erster Sozialist konnte Hollande auch in der bisher stets konservativ wählenden Hauptstadt die Mehrheit an sich reißen. In Paris räumte er 34,83 Prozent der Wählerstimmen ab. Mit Sarkozy hatte ein konservativer Kandidat erstmals das Nachsehen: Er bekam in der Metropole nur noch 32,19 Prozent.
Franzosen in Belgien wählen Sarkozy
Eine Mehrheit der französischen Wähler in Belgien haben ihre Stimme dem amtierenden Präsidenten Sarkozy gegeben. Nach Angaben der französischen Botschaft in Brüssel entfielen auf ihn 11.552 Stimmen. Für François Hollande stimmten 8.442 Franzosen in Belgien. Von den knapp 67.000 wahlberechtigten Franzosen, die in Belgien leben, haben sich etwa die Hälfte an der Präsidentenwahl beteiligt.
Bei der Stichwahl am 6. Mai kommt es für Sarkozy vor allem darauf an, die Wähler zu gewinnen, die für die rechtsextreme Nationale Front (FN) und deren Kandidatin Marine Le Pen votiert hatten. Le Pen hatte mit 18,01 Prozent einen spektakulären Erfolg erzielt - das bisher beste Ergebnis überhaupt. Ihr Vater Jean-Marie Le Pen war 2002 mit 16,86 Prozent gegen Jacques Chirac in die Stichwahl eingezogen.
Umfragen: 56 Prozent für Hollande
Am Montagmorgen galt es jedoch als unwahrscheinlich, dass Marine Le Pen bei einer Veranstaltung zu Ehren der Nationalheldin Jeanne d'Arc am 1. Mai ihren Wählern empfehlen wird, für Sarkozy zu stimmen. Der stellvertretende FN-Vorsitzende Louis Aliot sagte, vermutlich werde es keine Empfehlung geben. Schon Jean-Marie Le Pen hatte sich 2007 geweigert, seine Anhänger zur Unterstützung Sarkozys aufzufordern. Nach Berechnungen von Wahlforschern bräuchte Sarkozy mindestens 80 Prozent der Stimmen für Marine Le Pen, um seine Chance gegen Hollande zu wahren.
Sarkozy musste 35 Departements, in denen er bisher die Mehrheit bekommen hatte, seinem Herausforderer überlassen. Im zweiten Wahlgang wollen nach einer Umfrage nur 44 Prozent der Wahlberechtigten für Sarkozy stimmen. 56 Prozent hingegen sind für Hollande, wie die Befragung des Instituts CSA für französische Medien wie den TV-Sender BFM weiter ergab.
dpa/jp - Bild: Jean-Pierre Muller (afp)