am Freitag vor Gericht. Er sei schockiert gewesen, als er das erste psychiatrische Gutachten gelesen habe, das ihm paranoide Schizophrenie bescheinigte.
Der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik hält sich für voll schuldfähig. Es sei schwer zu begreifen, dass jemand so extrem und fundamentalistisch sein könne, gab er zu. "Es ist leicht zu denken, das ist Wahnsinn. Aber es gibt einen Unterschied zwischen politischer Gewalt und Wahnsinn im medizinischen Sinne."
Ein erstes psychiatrisches Gutachten hatte ihm paranoide Schizophrenie bescheinigt, ein zweites Gutachten hatte Breivik kurz vor Prozessbeginn für schuldfähig erklärt. Die Frage der Zurechnungsfähigkeit entscheidet darüber, ob er für 21 Jahre ins Gefängnis oder in eine psychiatrische Anstalt kommt.
Für seine grausamen Attentate im vergangenen Sommer ließ sich Breivik nach eigenen Aussagen von der Terrororganisation Al-Kaida inspirieren. "Ich habe viel von Al-Kaida gelernt", sagte Breivik vor Gericht. Die Organisation sei so erfolgreich, weil sie "Märtyrer" (Selbstmordattentäter) einsetze. Das Problem mit militanten Islamisten sei aber, dass sie zu sehr auf Sprengstoff und nicht auf Amokläufe mit Schusswaffen setzten. Dennoch habe er die Organisation mehrere hundert Stunden lang im Internet und über Filme studiert und eine Art "Al-Kaida für Christen" schaffen wollen.
Für sein Kompendium habe er auch andere Terrororganisationen verglichen. "Die Schwäche der ETA ist, dass sie den Tod fürchten und nicht an das Leben nach dem Tod glauben. Das ist die Schwäche von Marxisten-Bewegungen. Der Vorteil von Al-Kaida ist, dass sie Märtyrertum glorifizieren", sagte der Massenmörder.
Um seine Attentate durchzustehen, habe er sich emotional total abgekapselt, behauptete der 33-Jährige. "Man muss gefühlsmäßig abgestumpft sein, das muss man trainieren." Bis 2006 sei er ein normaler Mensch gewesen. Danach habe er sich über mehrere Jahre "entmenschlicht". Auch seine technische Sprache während der Verhöre sei ein Werkzeug. "Man kann niemanden töten, wenn man mental nicht vorbereitet ist", sagte Breivik. Er sei aber kein Narziss, der vor allem sich selbst liebe. "Ich fühle eine große Liebe für dieses Land. Das ist nicht normal, aber so bin ich."
Der 33-Jährige soll im Laufe des Tages über sein Massaker im Ferienlager auf der Fjordinsel Utøya befragt werden. Zum ersten Mal seit Tagen bildeten sich wieder lange Schlangen vor dem Einlass zum Gericht. Richterin Wenche Elizabeth Arntzen wies darauf hin, dass Opfer und Angehörige den Gerichtssaal jederzeit verlassen dürften.
dpa