Der geständige norwegische Attentäter Anders Behring Breivik muss sich ab heute (Montag) für den Tod von 77 Menschen verantworten. Vor dem Amtsgericht in Oslo ist er wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes angeklagt.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 33-Jährigen vor, im Juli 2011 in Oslo mit einer Autobombe acht Menschen getötet zu haben. Anschließend habe er auf der Insel Utøya in einem Feriencamp gezielt 69 junge Sozialdemokraten getötet. Laut Anklage beging er "ein sehr ernstes Verbrechen in einem noch nie dagewesenen Ausmaß in der heutigen Zeit in unserem Land".
Breivik hat beide Anschläge gestanden, wertet sie aber seinem Verteidiger zufolge nicht als Verbrechen. Er darf vor Gericht fünf Tage lang über seine rechtsradikalen Motive sprechen. Die Norweger erwarten schockierende Aussagen. Viele befürchten, der rechtsradikale Islamhasser könnte mit seinen rassistischen Aussagen zum Mythos werden.
Sein Verteidiger Geir Lippestad kündigte an, sein Mandant wolle die Taten nicht nur verteidigen, sondern bedauern, dass er nicht noch weiter ging. Die Staatsanwälte Inga Bejer Engh und Svein Holden dagegen wollen versuchen, Breiviks Aussagen auf das absolut wichtigste zu begrenzen und so Hinterbliebene und Opfer zu schützen.
Für seine Terrorakte könnte Breivik 21 Jahre lang ins Gefängnis kommen - oder, falls ihn das Gericht für geisteskrank erklärt, in die geschlossene Psychiatrie. Mehr als 50 Überlebende sollen gegen ihn aussagen.
Medien erwarten den größten Prozess in der Geschichte Norwegens. In 17 Gerichtssäle im gesamten Land werden die Geschehnisse live übertragen - für die vielen Angehörigen und Hinterbliebenen, die im Osloer Gericht keinen Platz finden. Mehr als 500 Journalisten haben sich angekündigt, sieben Straßen im Umkreis des Gerichts werden für den Verkehr gesperrt. Fast drei Millionen Euro kosten die Sicherheitsvorkehrungen, berichtet der Fernsehsender NRK. Breivik, der Medien zufolge bereits zwei Morddrohungen erhalten hat, wird hinter schusssicheren Glasscheiben sprechen.
dpa/est - Bild: Hakon Mosvold Larsen (afp)