Nach dem Mord an der Schülerin Lena in Emden hat ihre Heimatstadt zu einer Aktion gegen Hetze im Internet aufgerufen.
Zum ersten Schultag nach den Osterferien ist am Donnerstag auch eine Trauerfeier für die Mitschüler der Elfjährigen geplant, die am ersten Ferientag umgebracht worden war.
Selbstjustiz
Nach dem Mord vor zweieinhalb Wochen war ein Unschuldiger vorübergehend festgenommen worden. Im Internet waren daraufhin Hassparolen und ein Aufruf zur Selbstjustiz gegen den Verdächtigen veröffentlicht worden.
Nach dem Lynchaufruf gegen den unschuldig Verdächtigten in sozialen Netzwerken hatte sich nachts eine Menge von rund 50 Menschen vor der Emder Polizeiwache versammelt und die Herausgabe des Mannes gefordert. Wenige Tage später gestand dann ein 18-Jähriger, Lena in einem Parkhaus getötet zu haben.
Gegen den Urheber des Aufrufs wird inzwischen ermittelt. Der 18-Jährige Ostfriese ist nach Justizangaben geständig und bereut seine Tat. «Er will sich persönlich entschuldigen bei dem Betroffenen», sagte der Auricher Oberstaatsanwalt Bernard Südbeck der Oldenburger «Nordwest-Zeitung». Die Justiz werde nun prüfen, wie der 18-Jährige zur Verantwortung gezogen werden könne. Vorgeworfen wird ihm die öffentliche Aufforderung zu Straftaten.
Stigmatisiert
Die Gewerkschaft der Polizei sprach sich dafür aus, die Entschädigung für den zu Unrecht Verhafteten zu verdoppeln. Der GdP-Vorsitzende Bernhard Witthaut sagte der «Neuen Osnabrücker Zeitung»: «Wenn ein heranwachsender Mensch womöglich für sein ganzes Leben stigmatisiert ist, brauchen wir zumindest eine Verdoppelung der bisherigen Entschädigungsregelung.» Dem inzwischen 18-Jährigen stehen für seine drei Tage in Untersuchungshaft 75 Euro zu.
Emdens Oberbürgermeister Bornemann betonte: «Wir sind nicht die Stadt der Vorverurteilung und Gewalt.» Das Image von Emden solle nach den bundesweiten Negativ-Schlagzeilen über den Zwischenfall wieder gerade gerückt werden. Die Solidaritätsveranstaltung am Freitag sei schlicht und würdevoll geplant, sie solle alle Betroffenen auf die Rückkehr in den Alltag vorbereiten. «Nicht die Politik, sondern das Menschliche steht im Vordergrund», sagte Bornemann.
Pastor Manfred Meyer sagte, die Familie des Mordopfers begrüße die am Freitagabend geplante Veranstaltung ausdrücklich. Der Pfarrer betreut die Familie und hatte auch bei der Beerdigung des Mädchens gesprochen. «Die Eltern, Angehörigen und Freunde möchten wieder zurück ins normale Leben finden.»
dpa - Bild: Carmen Jaspersen (epa)