Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) hat nach dem Putsch in Mali den Druck auf das Land erhöht und Sanktionen angedroht. Auch ein militärisches Eingreifen wurde nicht mehr ausgeschlossen, wie nach einem Treffen der Regionalorganisation in Abidjan in der Elfenbeinküste bekannt wurde. Stunden zuvor hatte die Ecowas die Mitgliedschaft Malis suspendiert. Der Gemeinschaft gehören 15 Staaten von Kap Verde und Senegal bis Nigeria und Niger an.
In den nächsten Tagen soll eine Delegation der Ecowas versuchen, die Anführer des Coups zur Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse zu bewegen. Der Präsident von Burkina Faso, Blaise Campaoré, wurde zum Vermittler ernannt. Zusätzlich will die Organisation Friedenstruppen in Bereitschaft versetzen, sollte ein militärisches Eingreifen notwendig werden. Eine Delegation der Truppen soll ebenfalls mit den Putschisten verhandeln.
Ecowas will handeln
In einer in der Nacht zum Mittwoch veröffentlichten Mitteilung der Ecowas hieß es, die Gruppe werde alles Nötige tun, "um die Rebellion zu beenden und die territoriale Integrität Malis zu sichern". Ghanas Außenminister Alhaji Muhammad Mumuni betonte, die Organisation habe den Coup "mit starken und unzweideutigen Worten verurteilt und die Rückkehr zur Demokratie in Mali gefordert".
Falls die Putschisten den Forderungen nicht nachkommen, will die Ecowas alle Mitgliedstaaten zu einem diplomatischen und finanziellen Embargo der Junta auffordern. Malis Militärführung kündigte Verfassungsreformen und Wahlen an. Einen Zeitplan nannte sie nicht.
Regierung von Präsident Touré gestürzt
Meuternde Soldaten hatten am Donnerstag die Regierung von Präsident Amadou Toumani Touré gestürzt und die Verfassung außer Kraft gesetzt. Das neue "Nationalkomitee für die Wiederherstellung der Demokratie und des Staates" (CNRDR) begründete seinen Staatsstreich mit der Unfähigkeit der Regierung, die Rebellion der Tuareg im Norden des Landes zu beenden. Hunderttausende Bewohner der Region sind auf der Flucht.
Wo Touré sich aufhält, ist ungewiss. Es wird vermutet, dass er sich mit loyalen Soldaten in einem Militärcamp befindet. Der 63-Jährige war seit 2002 an der Macht und war 2007 wiedergewählt worden. Bei der ursprünglich für Ende April geplanten nächsten Abstimmung wollte er nicht mehr antreten, da in Mali maximal zwei Amtszeiten für den Präsidenten vorgesehen sind.
dpa/wb - Bild: Hervé Barnus (afp)