Im Syrienkonflikt fehlt der internationalen Gemeinschaft immer noch eine gemeinsame Strategie. Russland setzt auf den Sondergesandten Kofi Annan. Die Türkei denkt jetzt angesichts steigender Flüchtlingszahlen doch über eine Schutzzone in Syrien nach. Die syrischen Muslimbrüder versuchen, den westlichen Regierungen die Angst vor einer Islamisierung Syriens nach einem Sturz des Präsidenten Baschar al-Assad zu nehmen.
Der russische Präsident Dmitri Medwedew bot Annan am Sonntag Hilfe bei der Suche nach einem Ausweg aus der Krise an. "Ihre Mission ist womöglich die letzte Chance für Syrien, einen Bürgerkrieg zu vermeiden", sagte Medwedew nach Angaben der Agentur Interfax bei einem Treffen in Moskau.
Die in der Türkei residierende Führung der von Deserteuren gegründeten Freien Syrischen Armee erklärte unterdessen, sie habe ihre Kommandostruktur verändert, nachdem sich ihnen mehrere ranghohe Offiziere angeschlossen hätten. Vertreter der Muslimbrüder sagten vor der Presse in Istanbul, ihr Ziel sei ein "ziviler, moderner Staat".
Lösung für Konflikt finden
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan erklärte nach einem Treffen mit US-Präsident Barack Obama in Seoul, die internationale Gemeinschaft sei verpflichtet, eine Lösung für den Konflikt in Syrien zu finden. Zuschauen und Abwarten sei keine akzeptable Strategie, sagte er nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu.
Seit Beginn der Unruhen vor einem Jahr sind mehr als 17 000 Syrer in die Türkei geflüchtet. In Jordanien halten sich inzwischen mehr als 14.000 Flüchtlinge auf. Dazu gehören Deserteure, die in einem Sonderlager untergebracht sind. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurden in diesem Lager am Wochenende zehn mutmaßliche Spione festgenommen.
Seit Samstag sollen in Syrien erneut 88 Menschen von den Sicherheitskräften getötet worden sei. Die meisten Opfer gab es laut Aktivisten in Homs, Idlib und Daraa. Ein türkischer Provinzgouverneur dementierte am Sonntag einen Bericht des Nachrichtensenders Al-Arabija, wonach ein Hubschrauberpilot der syrischen Armee während eines Kampfeinsatzes desertiert und in der Türkei gelandet sei.
In dem Viertel Karam al-Loos habe man fünf Angehörige einer von Regierungstruppen massakrierten Familie gefunden, meldeten Regimegegner. Sana meldete, am Samstag und Sonntag seien 24 Angehörige der Sicherheitskräfte und der Armee von Terroristen getötet worden. Laut Sana starb der Geistliche Scheich Ahmed Salman al-Hadschri bei einem Autounfall. Oppositionelle berichteten dagegen, der Kleriker, der zur Minderheit der Drusen gehört, sei getötet worden, weil er sich geweigert habe, Assad zu unterstützen.
Aufgrund der Medienblockade der Regierung sind derartige Berichte oft nicht zu überprüfen. Seit Beginn des Aufstandes gegen Assad im März 2011 wurden nach UN-Schätzungen mehr als 8000 Menschen getötet.
dpa/rkr - Bild: Ekaterina Shtukina (afp)