Nach der Mordserie und dem Tod des mutmaßlichen Täters hat der französische Präsident Nicolas Sarkozy Konsequenzen angekündigt. Der Serienmörder von Toulouse war am Donnerstag nach erbittertem Widerstand von einem Scharfschützen mit einem Kopfschuss getötet worden.
Neben einem umfangreichen Waffenlager fanden die Ermittler auch die Kamera von Mohamed Merah (23), mit der er die sieben Morde gefilmt hatte. Auf einer der Al-Kaida nahestehenden Islamisten-Website tauchte ein Bekennerschreiben auf, mit dem eine Gruppe mit dem Namen "Soldaten des Kalifats" für die Morde die Verantwortung übernahm.
Sarkozy sagte in einer Fernsehansprache kurz nach dem Einsatz in Toulouse, zu den Konsequenzen zählten auch die Bestrafung von Hasspredigern im Internet und deren Anhängern. "Jede Person, die regelmäßig im Internet Webseiten besucht, die den Terrorismus predigen, die zu Hass und Gewalt aufrufen, wird bestraft", sagte Sarkozy. Es müsse zudem untersucht werden, ob und wie in Gefängnissen radikales fundamentalistisches Gedankengut verbreitet werde. Außerdem soll jede Person bestraft werden, die sich im Ausland indoktrinieren lässt.
Der Bürgermeister von Toulouse, Pierre Cohen, und die Abgeordneten des Stadtparlaments forderten ihre Mitbürger in einer Erklärung auf, sich am Freitag (12.00 Uhr) auf dem zentrale Place du Capitole zu versammeln. Sie sollten so ihre Solidarität mit den Opfern und ihre Anlehnung von rassistischem und antisemitischen Hass demonstrieren.
Per Kopfschuss getötet
Nach Angaben von Innenminister Claude Guéant drang die Spezialeinheit am Donnerstagvormittag durch Fenster und Türen in das Haus ein, in dem sich Merah seit dem frühen Mittwochmorgen verschanzt hatte. Zuvor sei die Wohnung mit Video-Robotern ausgekundschaftet worden. Der Attentäter sei aus dem Badezimmer gestürmt und habe mit mehreren Waffen das Feuer auf die Beamten eröffnet. Merah soll eine schusssichere Weste getragen haben. Nach Angaben des TV-Senders BFM wurden mehr als 300 Patronen verschossen.
Schließlich sei der Mann aus dem Fenster seiner Wohnung gesprungen. Wie Staatsanwalt François Molins mitteilte, schoss ihm ein Scharfschütze in den Kopf - in Selbstverteidigung. Der Mann war zum Widerstand entschlossen. Er hatte der Polizei mehrmals angekündigt, sich zu stellen, schließlich aber den Kontakt abgebrochen.
Merah hatte sich selbst als Mudschahedin (Gotteskrieger) bezeichnet und in Gesprächen mit der Polizei behauptet, dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahezustehen. Nach Angaben der Ermittlungsbehörden gab es zunächst aber keine Hinweise, dass er tatsächlich einer bekannten islamistischen Gruppe angehörte. Merah stand unter Beobachtung der Geheimdienste, nachdem er in Afghanistan und Pakistan war.
Ende vergangenen Jahres war Merah wegen einer Hepatitis aus Afghanistan zurückgekehrt und vom Geheimdienst nach dem Grund seines Aufenthalts befragt worden. Nun steht die Frage im Raum, warum er nicht besser überwacht wurde.
Auch im Visier des US-Geheimdienstes
Auch der US-Geheimdienst hatte den 23-Jährigen nach Medienberichten zumindest zwischenzeitlich im Visier. Merah habe für einige Zeit auf der sogenannten No-fly-Liste mit Terrorverdächtigen gestanden, die in den USA kein Flugzeug besteigen dürfen, sagte ein Geheimdienstvertreter dem Sender CNN. Grund sei die Ausbildung des Franzosen in einem Al-Kaida-Camp gewesen.
Der Mann hatte am Montag vor einer jüdischen Schule in Toulouse drei Kinder und einen Religionslehrer erschossen. Zuvor hatte er am 11. und 15. März mit derselben Waffe in Toulouse und Montauban drei Soldaten umgebracht. Nach den tödlichen Schüssen entkam er jeweils mit einem Motorroller. Seit dem frühen Mittwoch hielt er sich in einem Haus in Toulouse verschanzt, nachdem die Polizei es umstellt hatte. Die Polizei hatte in der Nacht zum Donnerstag versucht, den Mann mit mehreren Explosionen aus der Deckung zu locken. Der Innenminister hatte erklärt, vorrangig sei es, den 23-Jährigen lebend zu fassen, damit er sich vor Gericht verantworten müsse. Spezialkräfte versuchten ohne Erfolg, ihn zum Aufgeben zu bewegen.
Sarkozy drückte wie Guéant den Polizeibeamten seinen Dank aus. Frankreich habe entschlossen gehandelt und seine Einheit bewahrt, sagte er. Rachegedanken oder Wut seien jetzt nicht hilfreich. Man solle eher Lehren aus den Taten ziehen.
dpa/jp - Bild: Dimitar Dilkoff (afp)