Nach einer repräsentativen Umfrage des renommierten Ifop-Instituts unter 986 Franzosen für die Sonntagsausgabe der Zeitung «Ouest France» sprechen sich immerhin 63 Prozent für freundschaftliche Beziehungen zur ehemaligen Kolonie aus. Im Mai 1972, zehn Jahre nach Kriegsende, hatten sich in einer ähnlichen Umfrage nur 38 Prozent der Befragten Franzosen positiv zu dem Abkommen geäußert.
Der am 18. März 1962 im französischen Kurort Evian unterzeichnete Vertrag war zunächst ein Waffenstillstandsabkommen, das aber nach einer Übergangsfrist auch die schließlich am 3. Juli 1962 verkündete Unabhängigkeit des nordafrikanischen Landes vorsah. Es beendete eine mehr als 130-jährige französische Kolonialherrschaft.
Der blutige Befreiungskampf der Algerier und die brutale Unterdrückung des 1954 begonnenen Aufstands führte in Paris zu schweren gesellschaftlichen Verwerfungen - und zur Gründung der Fünften Republik unter General Charles de Gaulle. Er gilt noch immer als nationales Trauma, das auf beiden Seiten des Mittelmeers die Aussöhnung behindert.
Dem Evian-Abkommen folgte ein Massenexodus der Algerienfranzosen. Noch heute ist Frankreich durch die Nachfahren der «Pied Noir» («Schwarzfüße») genannten Siedler geprägt, die zusammen mit vielen der damals in französischen Diensten stehenden Algerier («Harkis») übers Mittelmeer flohen. Sie hatten für Sonntag in mehreren Städten des Landes des Jahrestags lokale Ausstellungen und andere Gedenkveranstaltungen geplant.
dpa