Der afghanische Präsident Hamid Karsai will nach dem Amoklauf eines US-Soldaten den Abzug der Nato-Kampftruppen um ein ganzes Jahr vorziehen. «Beide Seiten müssen dabei zusammenarbeiten, den Übergabeprozess von den internationalen Truppen an die afghanischen Kräfte 2013 statt 2014 abzuschließen», teilte Karsai am Donnerstag in Kabul mit.
In den USA und in Deutschland wie auch bei der Nato stieß er damit allerdings auf zurückhaltende Reaktionen. Washington wolle wie vorgesehen erst 2014 die gesamte Verantwortung für die Sicherheit in die Hände afghanischer Truppen legen, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney. Das sei die Strategie von Präsident Barack Obama, «und daran wird sich gehalten». 2013 solle das US-Militär jedoch auf eine «unterstützende Rolle» am Hindukusch umschwenken.
Eine Nato-Sprecherin erklärte, die Entscheidung über die Übergabe der Sicherheitsverantwortung in ganz Afghanistan an Armee und Polizei des Landes wird vom Nato-Gipfel Ende Mai in Chicago getroffen. Der Übergang von der Zuständigkeit der Nato-geführten internationalen Schutztruppe Isaf an die Afghanen laufe und mache Fortschritte, erläuterte Oana Lungescu weiter.
In der Mitteilung Karsais nach einem Treffen mit US-Verteidigungsminister Leon Panetta hieß es: «Wir sind bereit, alle Sicherheitsverantwortung für das Land zu übernehmen.» Nach dem Massaker an 16 Zivilisten forderte Karsai außerdem einen Rückzug aller internationalen Soldaten aus den Dörfern in ihre Stützpunkte. Nach seinem Willen sollen ausländische Soldaten außerdem nicht mehr in Häuser von Afghanen eindringen dürfen. Karsai zielt damit auf ein Ende der nächtlichen Operationen gegen die Taliban ab.
dpa/jp