Im Medienskandal um Rupert Murdochs britisches Verlagsimperium News International gerät der Konzern immer stärker unter Druck. Scotland Yard nahm am Dienstag sechs Personen wegen Verdachts auf Behinderung der Justiz fest - darunter waren nach Medienberichten die enge Murdoch-Vertraute Rebekah Brooks (43) und ihr Mann Charlie, ein Schulfreund des britischen Ministerpräsidenten David Cameron.
Brooks und ihr Mann seien nach Verhören am Abend gegen eine Kaution wieder auf freien Fuß gekommen, berichtete die BBC. Insgesamt sei nur ein Mann weiter in Haft geblieben. News International hatte bestätigt, dass unter den Festgenommenen auch der Sicherheitschef des Verlags, Mark Hanna, gewesen ist. Die "New York Times" schrieb, die Festnahmen könnten im Zusammenhang mit der Vernichtung von Beweismitteln wie E-Mails und Computern stehen.
Scotland Yard hatte nur bestätigt, dass es sich bei den in und um London Festgenommenen um eine 43-jährige Frau und fünf Männer handele. Brooks' Anwalt wollte auf BBC-Anfrage keinen Kommentar abgeben. Brooks hatte im Juli 2011 die Spitze von News International verlassen. Zum britischen Zeitungsarm des Murdoch-Imperiums News Corp. gehören das Boulevardblatt "Sun" und die Londoner "Times".
Brooks im Sommer zum ersten Mal festgenommen
Wenige Tage nach ihrem Rücktritt war Brooks im Sommer zum ersten Mal festgenommen worden, damals unmittelbar im Zuge der Ermittlungen um den Abhör- und Korruptionsskandal beim inzwischen eingestellten Skandalblatt "News of the World". Deren Chefredakteurin war sie bis 2003 gewesen. Sie gilt als eine Schlüsselfigur in der Medien-, Polit- und Polizei-Affäre. Murdoch hatte lange an ihr festgehalten. Brooks und ihr Mann, ein Rennpferde-Trainer, hatten vor kurzem ein Baby von einer Leihmutter bekommen. Sie sind Nachbarn von Cameron.
Zunächst hatte sich der Skandal nur um das frühere sonntägliche "Sun"-Schwesterblatt "News of the World" gedreht, inzwischen untersucht die Polizei auch andere Medien auf kriminelle Aktivitäten. Bei der "News of the World" waren jahrelang Handy-Mailboxen von insgesamt bis zu 6000 Menschen abgehört worden, dazu gehörten Prominente und auch Mordopfer. Murdoch hatte die traditionsreiche Zeitung nach Ausbruch des Skandals im Sommer 2011 eingestellt. Brooks hat stets bestritten, von den Abhöraktionen gewusst zu haben.
Die Zahl der zeitweilig Festgenommenen wegen der Abhör-Aktionen und ähnlicher Machenschaften bei News International ist kaum mehr zu überblicken: BBC sprach am Dienstag von 44. In den vorigen Wochen waren auch aktuelle und frühere "Sun"-Mitarbeiter festgenommen worden, weil sie mit illegalen Methoden recherchiert haben sollen - vor allem Bestechung. Darunter der stellvertretende Chefredakteur, der Chef des Auslandsressorts und jüngst die Militärkorrespondentin. Auch ein Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums gehört zu den Verdächtigen. Alle wurden auf Kaution freigelassen.
Es ist ein übliches Verfahren in Großbritannien, dass Verdächtige festgenommen, wieder freigelassen und dann erst Monate später angeklagt werden.
dpa/jp - Archivbild: Facundo Arrizabalaga (epa)