Hunderte Studenten gingen in der Hauptstadt der Provinz Nangarhar auf die Straße. Augenzeugen sagten, die Demonstranten skandierten Parolen wie "Tod für Amerika" und "Tod für (US-Präsident Barack) Obama".
Der Sprecher der Provinzregierung, Ahmad Sia Abdulsai, sagte, die Polizei in der Gegend sei für den Fall verstärkt worden, dass die Proteste gewaltsam würden. Bislang verlaufe die Demonstration friedlich.
Bereits nach den Koranverbrennungen durch US-Soldaten in der Basis Bagram nördlich von Kabul vor drei Wochen war es in Afghanistan zu tagelangen Unruhen gekommen. Dabei waren mindestens 30 Demonstranten ums Leben gekommen. Auch in Dschalalabad waren bei gewaltsamen Protesten Menschen gestorben. Seitdem wurden außerdem sechs US-Soldaten durch afghanische Sicherheitskräfte getötet.
General: US-Amokläufer in Afghanistan hatte Kopfverletzung
Nach dem Amoklauf eines amerikanischen Soldaten in Afghanistan dringen erstmals Details über den mutmaßlichen Täter an die Öffentlichkeit. Wie der TV-Sender CNN berichtete, habe der inzwischen Inhaftierte 2010 bei einem Einsatz im Irak schwere Kopfverletzungen erlitten. Militärärzte hätten ihn dennoch für einen Einsatz in Afghanistan für fit erklärt, berichtete der Sender unter Berufung auf namentlich nicht genannte Beamte im Verteidigungssektor.
Die nicht näher bezeichneten Hirnverletzungen habe sich der heute 38 Jahre alte Soldat bei einem Autounfall zugezogen, hieß es weiter. Es handele sich um einen ausgebildeten Scharfschützen, der insgesamt dreimal im Irak gedient habe. Der Festgenommene verweigere die Aussage.
Der Kommandeur der Nato-Truppen in Afghanistan, US-General John Allen, betonte, nach bisherigen Ermittlungen müsse man von einem Einzeltäter ausgehen. Dieser habe sich in der Nacht zum Sonntag von seinem Stützpunkt im Unruhedistrikt Pandschwai entfernt. Darauf sei ein Suchtruppen aufgestellt worden, sagte Allen weiter. Kurz darauf habe man aber bereits erste Informationen über das Massaker erfahren.
Bei einem Blitzbesuch am Hindukusch bekräftigte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, dass die deutschen Soldaten trotz des Zwischenfalls wie geplant bis 2014 in Afghanistan bleiben sollen. Ähnlich äußerte sich auch das Weiße Haus. Merkel sprach am Montag der afghanischen Regierung ihr Beileid für die 16 Opfer aus. Merkel telefonierte vom Bundeswehr-Feldlager in Masar-i-Scharif mit Präsident Hamid Karsai.
Clinton will Soldaten zur Verantwortung ziehen
ußenministerin Hillary Clinton versprach in New York, ihre Regierung werde alles tun, den Soldaten, der am Wochenende 16 Zivilisten getötet hatte, zur Verantwortung zu ziehen. "Es ist furchtbar. Grauenhaft. Ich kann mir die Trauer der Familien nicht einmal vorstellen." Ungeachtet des Blutbads bleibe es aber weiterhin Ziel der USA, das Terrornetzwerk Al-Kaida zu besiegen, stellte das Weiße Haus klar.
Das Parlament in Kabul richtete eine scharfe Warnung an die internationalen Soldaten. "Die Toleranzgrenze des afghanischen Volkes ist erreicht", hieß es in einer Mitteilung. Darin wurde die US-Regierung aufgefordert, "die Täter sobald wie möglich in einem öffentlichen Gericht in Afghanistan unter Beteiligung des afghanischen Volkes zu bestrafen". All jenen solle eine Lektion erteilt werden, "die das Blut von Afghanen unter irgendeinem Vorwand vergießen". Die radikal-islamischen Taliban kündigten Vergeltung für das Massaker an.
dpa/jp - Bild: Noorullah Shirzada (afp)