Der weltweite Bevölkerungsanstieg und der damit einhergehende Nahrungs- und Energiebedarf bedrohen ebenso wie der Klimawandel die weltweiten Trinkwasser-Ressourcen. "Der Wasserbedarf nimmt zur gleichen Zeit zu wie der Klimawandel seine Verfügbarkeit bedrohen dürfte", heißt es im jüngsten Weltwasserbericht der Vereinten Nationen.
Die Versorgung mit Trinkwasser ist in Gefahr, warnt die UN-Wissenschaftsorganisation Unesco. Bevölkerungsentwicklung, Wirtschaft, Lebensstil und Verhaltensmuster seien die wichtigsten Faktoren beim Wasserverbrauch.
Zugenommen hat die Bedeutung des Grundwassers: Es stellt weltweit heute fast die Hälfte des gesamten Trinkwassers. Im 20. Jahrhundert habe es eine regelrechte "stille Revolution" gegeben beim zunehmenden Anzapfen dieser Ressourcen, betonen die Autoren des Berichts. Sie fordern daher dringend eine genauere Erfassung der Reserven - und deren nachhaltigen Nutzung. "Weil Wasser preiswert und weit verbreitet ist wird sein Gebrauch oft nicht direkt gemessen, sondern eher geschätzt." Zudem würden 80 Prozent des Brauchwassers weltweit nicht aufbereitet.
In Asien hätten auch geänderte Lebensgewohnheiten beim Konsum - etwa dem Umstieg vom Fahrrad aufs Auto - Einfluss auf den Wasserverbrauch: "In den Schwellenländern könnte der Wasserbedarf um 50 Prozent über die Werte von 2011 steigen." In Asien, aber auch Schwarzafrika, könnten mehr als 40 Prozent der Länder im Jahr 2040 unter ernsthafter Trinkwasser-Knappheit leiden.
Der rund 700-seitige Bericht mit dem Titel "Managing water under uncertainty and risk" (Wasser-Management angesichts von Unsicherheit und Risiko) wird zum Auftakt des 6. Weltwasserforums in Marseille veröffentlicht. Die Publikation erscheint im Drei-Jahres-Rhythmus. Bereits vor einer Woche hatten die Vereinten Nationen einen Bericht präsentiert, nach dem heute vor allem dank des Aufschwungs in Ost- und Südasien neun von zehn Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Die Menschheit habe damit eines ihrer selbstgesteckten Millenniumsziele erreicht.
Weltgrößte Wasserkonferenz beginnt in Marseille
Rund 25.000 Teilnehmer aus mehr als 150 Ländern werden nach Angaben der Organisatoren ab diesem Montag zum sechstägigen Weltwasserforum in Marseille erwartet. Zum Auftakt werden die Vereinten Nationen den Bericht zur Situation der globalen Wasserreserven und ihrer Nutzung vorlegen.
Beim weltweit größten Expertentreffen wird eine Woche über den Zugang zu sauberem Wasser, Wasserrechte und den Einsatz moderner Technologien beraten. Initiator ist der Weltwasserrat, dem Wissenschaftler, Organisationen und internationale Unternehmen angehören.
Es ist seit 1997 das sechste derartige Treffen - das bisher letzte fand 2009 in Istanbul statt. Zu der alle drei Jahre organisierten Veranstaltung werden außer zahlreichen Staats- und Regierungschefs sowie Ministern aus aller Welt auch Vertreter von mehreren hundert Hilfsorganisationen erwartet.
dpa/sh - Bild: Roberto Schmidt, Kenia (afp)