Ein Schlag gegen die iranischen Atomanlagen sei "keine Frage von Tagen oder Wochen, aber auch nicht von Jahren", warnte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Donnerstag kurz nach der Rückkehr von seinem USA-Besuch. US-Präsident Barack Obama hatte ihn aufgerufen, Sanktionen mehr Zeit zu lassen und noch nicht anzugreifen.
Zugleich hatte Obama bekräftigt, dass er eine mögliche iranische Atombombe nicht nur als Bedrohung Israels, sondern ebenso der USA betrachte. Dagegen würden die USA notfalls auch militärisch vorgehen.
Der Iran verneint, überhaupt nach Atomwaffen zu streben. Netanjahu warnte im israelischen Fernsehen jedoch erneut, eine atomare Bewaffnung des Irans stelle eine Bedrohung für das Überleben des israelischen Volkes dar. Wenn im Atomstreit die falsche Entscheidung getroffen werde, "wem sollte ich das erklären? Den Historikern? Den Generationen vor uns? Den Generationen, die (dann) nicht mehr nach uns kämen?", fragte Netanjahu.
Umfrage: 58 Prozent der Israelis gegen Iran-Angriff
Eine deutliche Mehrheit der Israelis ist nach einer neuen Umfrage gegen einen israelischen Militärschlag gegen die iranischen Atomanlagen. 58 Prozent der Befragten hätten sich gegen einen Alleingang Israels ausgesprochen, sollten die USA nicht angreifen, schrieb die israelische Zeitung "Haaretz" am Donnerstag.
Insgesamt erfreut sich Netanjahu jedoch laut der Umfrage einer starken Unterstützung innerhalb der israelischen Bevölkerung. 50 Prozent der Befragten vertrauten Netanjahu sowie Verteidigungsminister Ehud Barak im Umgang mit dem Iran-Problem. Bei Neuwahlen könnte Netanjahus Likud mit 35 bis 37 der insgesamt 120 Parlamentssitze rechnen. Sein rechtes Lager käme insgesamt auf starke 71 bis 74 Mandate. Die oppositionelle Kadima-Partei, bislang stärkste Fraktion in der Knesset, könnte nur mit mageren zehn bis zwölf Sitzen rechnen.
Insgesamt wurden 497 Israelis befragt, die eine repräsentative Stichprobe der erwachsenen Bevölkerung darstellten. Die Fehlermarge betrug 4,4 Prozent.
dpa/jp - Bild: Allison Shelley (afp)