Überschattet von lautstarken Protesten hat sich der bisherige deutsche Bundespräsident Christian Wulff endgültig in den Ruhestand verabschiedet. Der traditionelle Große Zapfenstreich im Garten des Präsidialamtes in Berlin wurde immer wieder durch Wulff-Gegner vor den Toren des Schlosses gestört. Solche Proteste gab es bei einem Politiker-Abschied in der jüngeren Geschichte noch nie.
Drei Wochen nach dem Rücktritt äußerte Wulff bei einem Empfang in Berlin "Bedauern" darüber, dass er seine Amtszeit nicht zu Ende bringen konnte. Auf die näheren Umstände ging der 52-Jährige jedoch nicht ein.
Die Bundesregierung war durch Kanzlerin Angela Merkel und mehrere Minister vertreten. Die Opposition fehlte fast komplett. Gegen den ehemaligen Bundespräsidenten Wulff wird wegen des Verdachts der Vorteilnahme ermittelt.
Vor dem Schloss machten Wulff-Gegner ihrem Ärger mit Pfiffen, Triller-Pfeifen und Vuvuzela-Tröten Luft. Auch "Schande"-Rufe waren immer wieder zu hören. Die Polizei sprach von etwa 250 friedlichen Demonstranten. Wulff wirkte während der gesamten Zeremonie sehr ernst. Beim letzten Gang zurück ins Schloss hatte er seine Frau Bettina an der Seite. Auch seine beiden Kinder waren anwesend.
In seiner vorab veröffentlichten Abschiedsrede bewies der Ex-Präsident auch Selbstironie: "Diesen Anlass hatte ich mir für das Jahr 2015 vorstellen können. Nun ist es anders gekommen." Seinem Nachfolger - vermutlich der DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck - wünschte er "eine glückliche Hand für Deutschland und breite Unterstützung". Zu seiner persönlichen Zukunft sagte er nur: "Ich gehe mit dem Gefühl der Neugier und der Vorfreude auf das, was kommt."
dpa/jp - Bild: Odd Andersen (afp)
O-Ton Christian Wulff: "Ich gehe mit dem Gefühl der Neugier und der Vorfreude auf das, was kommt."
Dies ist ein Schlag ins Gesicht aller jener ehrlichen und zum großen Teil hart arbeitenden Menschen in Deutschland, die sich mit 65, bald 67 Jahren nach einem langen Berufsleben mit zunehmend schlechterer Bezahlung in ihrer aktiven Zeit auch noch mit schrumpfenden Renten und Pensionen im Alter begnügen müssen.
Währenddessen wird das an seinem eigenen fragwürdigen Verhalten und damit an sich selbst gescheiterte ehemalige Staatsoberhaupt nach nur ein paar hundert Tagen im Amt lebenslang jährlich mit 199.000 Euro "Ehrensold" (was für ein Hohn!), einem Dienstwagen, einem Chauffeur, einem Büro auf Kosten der Steuerzahler sowie obendrein und unverdientermaßen mit einem "Großen Zapfenstreich" belohnt.
Bravo, besser kann man den Niedergang und das Verschwinden von positiven Werten, Tugenden und Moral in der bundesrepublikanischen Wirklichkeit nicht beschreiben. Herr Wulff selbst ist - womöglich als Spitze des Eisberges - beredtes Beispiel dafür, dass zahlreiche Vertreter der politischen Kaste in Sonntagsreden zwar Wasser für das gemeine Volk predigen, selbst aber sogar im Alltag nur Wein trinken. Zynischer geht's nicht!
Gesetz ist Gesetz. Politik ist : dem einen was nehmen, dem anderen was geben und sich selbst nicht vergessen.
Nicht nur Wulf hat den Zapfenstreich bekommen, sondern auch Sitte und Anstand.
Von einem positiven Beispiel kann hier nicht die Rede sein. Es verstärkt das Image vom "Selbstbedienungsladen der Politik". Der Mann wäre blöd, das Geld und die anderen Annehmlichkeiten nicht zu nehmen. Dafür macht man doch Politik, um "an der Quelle zu trinken". Aber Wulf ist nicht der Einzige, das gibt es auch in Ostbelgien bei allen politischen Parteien.
Da kann man nur eines sagen :"Honni soit qui mal y pense" (Wahlspruch des englischen Hosenbandordens).
Vor dem Grundgesetz sind alle Gleich!
Ein normaler Arbeitnehmer bekommt drei Monate kein Arbeitslosengeld, wenn er von selbst kündigt.
Dieser Herr hat von selbst gekündigt!
Sehr geehrter Herr Scholzen,
kurz und gut, fakt ist, so ist es.
wer regiert in deutschland?
ein präsident wulff wurde vor allem durch eine pressekampagne gestürzt. natürlich ist ein joachim gauck ein von der reputation her ein besserer kandidat als wulff, und ich wünsche dass gauck es auch wird, doch es war wulff, der noch letzes jahr in einer rede vor dem ESM (euro stabilitätsmechanismus) gewarnt hatte, und dieses undemokratische werk trotzdem widerwillig unterschreiben musste! hat die presse auch darüber ausführlich informiert, was der ESM für uns alle bedeutet, dass eine neue EU-behörde damit gegründet wird (bestehend aus den EU-finanzministern), und die frei bei den nationalen regierungen geld abrufen kann, wann sie es für nötig hält? hat die presse darüber informiert, dass wulff es war, der solche "mechanismen" für bedenklich hält? natürlich nicht! die meisten politiker haben mehr dreck am stecken als wulff und sein klüngel in hannover. ausserdem war er einer der einzigen spitzenpolitiker in europa, der sich gegen die euro-bonds ausgesprochen hat. hat die presse ausführlich darüber berichtet? natürlich nicht! was geld anbelangt und die mechanismen des Euro und der zentralbank wissen die meisten menschen nichts oder nur mehr als nötig und wulff war einer, der in diesem bereich gegen die "political correctness" verstoßen hat. hat die deutsche bild-zeitung auch darüber berichtet in einen artikel auf seite 1 ? natürlich nicht!
wollen wir hoffen, dass auch ein präsident gauck genug argumente gegen antidemokratische tendenzen hat innerhalb europas. ich habe nichts gegen ein geeintes europa, aber ich will nicht, dass nationale interessen noch mehr auf spiel gesetzt werden.
@guido scholzen:
Nur eine kleine Anmerkung: Die syntaktischen Regeln der deutschen Schriftsprache - auch die Großschreibung - dienen dazu, dass ein Text lesbar ist.
M. Guido Scholzen: Wer in Deutschland regiert fragen Sie? Sicherlich weder Volk, noch Gesetz, noch Demokratie! Sondern das Geld, das Kapital, Industrie, Banken, Lobbyisten und vor allen Dingen die Diktatur der "Political Correctness". Jede, auch noch so fundierte Kritik, wird plattgebügelt und in die Schmuddelecke gestellt.
Ein paar Beispiele:
"Die Amerikaner haben Hitler verjagt, also ist alles was aus den USA kommt gut"
"Alles was die EU macht ist richtig und gut für die Menschen, denn wir wollen ja alle gute Europäer sein"
"Migranten und Multikultur sind eine Bereicherung für Deutschland, wer etwas anderes behauptet, sympathisiert mit Rechtsradikalen"
"Der Euro ist gut weil wir uns das Geldwechseln und Umrechnen ersparen"
"Das Handeln ist/ war alternativlos und nur zum Besten des Volkes"
Vor diesem Hintergrund versteht man die wahren Mechanismen in Deutschland, auch im Falle Wulff, etwas besser.
Fazit: will man sich als Politiker an den reichlich gefüllten Töpfen möglichst lange laben so ist man unkritisch, systemkonform, wortgewandt und realitätsfern.
Systemkritiker werden lächerlich oder in einer unheimlich anmutenden Art und Weise mundtot gemacht. Die Presse ist dabei oft williger (weil verdienender) Mittäter.
Der Goßteil von Deutschlands Jugend als Zukunftsträger wird gezielt mit Konsum zugemüllt, geistig vernebelt und auf Linie gebracht.
Alles in allem Zustände wie Anfang der 1930er Jahre oder wie vor der französischen Revolution; nicht umsonst vergleiche ich Merkel gerne mit Louis XIV.
Etwas Besseres gibt es derzeit aus Deutschland nicht zu berichten!
M. Peter Ruymans: Obwohl ich Ihre werte Ansicht über Form durchaus teile, der Inhalt ist mir aber ungleich wichtiger.
@Peter Schallenberg. Sehr viel von Ihrem Geschriebenen kann auch auf Belgien und andere EU-Länder angewandt werden.
Das andre eu Länder da mit mischen müssen find ich schweinisch
Heute haben die Regierungschefs aus England, Schweden und Luxemburg die EU-Finanztransaktionssteuer gekippt: Wäre ja auch zu dramatisch gewesen, wenn man
den Spekulanten bei ihrem so rentablen Billionenspiel an der Börse eine Steuer von 0,1% zugemutet hätte...
Ob Christian Wulf gegen diese erbärmliche Haltung der führenden EU-Politiker aufgetreten wäre? Ich weiß es nicht, wohl eher nein. Aber er hat im August 2011, und da bin ich bei Guido Scholzen, eine harte Rede gegen die Exzesse der Banken in der EU gehalten! Darin liegt für mich der wesentliche Grund, warum die Presse und das Fernsehen, allen voran ZDF und ARD, diese Hetzkampagne gegen Wulff losgetreten haben, denn in den Medien regieren die Bankmanager, und über die Medien und die Parteienspenden beherrschen sie auch die Politiker...Einen Bundespräsidenten, der sich gegen den ESM stellt? Unmöglich! Weg mit ihm...
Mit Gauck kommt jetzt ein gradliniger Neoliberaler ins Bundespräsidialamt, da kann dann für die Kapitaleigner Nichts mehr schief gehen...
Und die Moderatorinnen und Moderatoren der TV-Polit-Shows, Jauch, Will, Maischberger, etc.? Eine vorher dem staunenden Publikum noch nie so deutlich gebotene Offenbarung und feige Blamage! Von wegen "Die Medien, Hüter der Demokratie", das ist lange her, und bedrohlich.
Noch zur Richtigstellung, Herr Scholzen: Bei Vivant-Ostbelgien liegen Sie falsch mit Ihrem Satz:
"Dafür macht man doch Politik, um “an der Quelle zu trinken”. Aber Wulf ist nicht der Einzige, das gibt es auch in Ostbelgien bei allen politischen Parteien."