Erstmals waren Tote auch in Westafghanistan zu beklagen. In der westafghanischen Stadt Herat versuchten Aufrührer nach dem Freitagsgebet, das US-Konsulat zu stürmen. In der nordafghanischen Stadt Pul-i-Chumri wollte ein Mob das ungarische Feldlager überrennen.
In der Provinz Herat starben nach Angaben der Provinzregierung insgesamt sieben Demonstranten. Bei den Zusammenstößen an dem Camp in Pul-i-Chumri - der Hauptstadt der Provinz Baghlan - wurde ein Demonstrant getötet, wie die Polizei mitteilte. In der afghanischen Hauptstadt Kabul meldete die Polizei ebenfalls einen Toten. Der Vizepolizeichef der Provinz Kundus, Gulam Mohammad Farhad, sagte, in Kundus-Stadt hätten Sicherheitskräfte rund 1000 Demonstranten daran gehindert, gewaltsam in das UN-Gebäude einzudringen.
Am Donnerstag waren bei gewalttätigen Protesten mindestens acht Menschen getötet worden. Darunter waren neben sechs Demonstranten auch zwei Soldaten der Internationalen Schutztruppe Isaf. Bereits am Mittwoch waren mehrere Demonstranten in Afghanistan ums Leben gekommen.
US-Präsident Barack Obama entschuldigte sich für die unbedachte Koranschändung. Er betonte nach Angaben der afghanischen Regierung in einem Schreiben, die Verbrennung von Koran-Exemplaren auf der US-Basis Bagram sei nicht vorsätzlich geschehen.
Die Taliban schworen Rache und riefen Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte zur Fahnenflucht auf. Die Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) betonte in einer Erklärung, die Tat stehe im Widerspruch zu den gemeinsamen Bemühungen von muslimischen Ländern und internationaler Gemeinschaft, Intoleranz und religiösen Hass zu bekämpfen. Zugleich begrüßte die Organisation, der 57 Staaten angehören, die Entschuldigungen der Isaf und der USA.
dpa/est - Bild: Massoud Hossaini (afp)