Mit einem erbitterten Schlagabtausch haben die US-republikanischen Präsidentschaftbewerber die entscheidende Phase ihres Vorwahlkampfes eingeläutet.
Bei der letzten TV-Debatte vor 14 Vorwahlen in den kommenden zwei Wochen war am Mittwochabend (Ortszeit) vor allem der erzkonservative Ex-Senator Rick Santorum scharfen Angriffen ausgesetzt. Er hatte zuletzt überraschend die Führung in Umfragen übernommen. Besonders sein Hauptkonkurrent, der eigentliche Favorit Mitt Romney, verwickelte den 53-Jährigen deshalb bei der Debatte in Mesa (US-Bundesstaat Arizona) in hitzige Wortgefechte.
Santorum soll Neuverschuldung mitverantwortet haben
Romney warf Santorum vor, während seiner sechs Jahre im Senat die immense Neuverschuldung mitverantwortet zu haben. Er habe daher kein Recht, sich als fiskalkonservativer Politiker zu verkaufen, sagte der Ex-Gouverneur von Massachusetts. Der radikalliberale Abgeordnete Ron Paul nannte Santorum vor diesem Hintergrund sogar einen «Schwindler». Der Ex-Senator aus Pennsylvania gestand im Kreuzfeuer der Kritik ein, haushaltspolitisch keine «makellose Bilanz» vorweisen zu können. Romneys Vorwürfe jedoch ließ Santorum nicht auf sich sitzen: «Sie wissen nicht, worüber sie reden», schoss er zurück.
Santorum stand bei der 20. und wahrscheinlich letzten Debatte im Vorwahlrennen erstmals mitten im Rampenlicht - und hatte mit dieser ungewohnten Rolle sichtlich zu kämpfen. Mehrfach konnte er auf Vorwürfe der Wankelmütigkeit seiner drei Kontrahenten nur mit Lachen oder Kopfschütteln reagieren. Neben Paul und Romney hatte es auch der ehemalige Präsident des Abgeordnetenhauses, Newt Gingrich, auf ihn abgesehen. Beide kämpfen um dieselbe rechte Wählerklientel, aber Gingrich ist in der Wählergunst zuletzt drastisch abgesunken.
Romney klarer Favorit
Romney gilt seit Beginn des Rennens um die Kandidatur gegen Amtsinhaber Barack Obama bei der Wahl im November als klarer Favorit. Bisher konnte er jedoch erst bei vier Vorwahlen gewinnen, Santorum siegte ebenso häufig. Gingrich kam bisher auf einen Erfolg. Die nächsten Abstimmungen finden am 28. Februar statt. Ausgerechnet in Romneys Heimatstaat Michigan hat Santorum laut Umfragen derzeit die Nase vorn. In Arizona führt dagegen Romney. Am 3. März geht es dann in Washington State weiter, wo Gingrich auf einen Sieg hofft.
Eine Vorentscheidung bei der Kandidatensuche könnte am 6. März fallen, wenn am sogenannten Super Tuesday in zehn Staaten gewählt wird. Sollte es jedoch keinen klaren Trend geben, könnte sich das Viererrennen quälend lang in den Sommer hineinziehen. Offiziell nominieren die Republikaner ihren Kandidaten erst nach mehr als 50 Vorwahlen Ende August bei ihrem Parteitag in Florida. Bei den Demokraten ist der Amtsinhaber Obama gesetzt.
dpa - Archivbild: Paul J. Richards (afp)