Die Schutztruppe bestätigte in der Nacht zum Mittwoch, dass Soldaten in der US-Basis Bagram Ausgaben des Korans zur Entsorgung versehentlich zu einer Verbrennungsanlage gebracht hätten.
Die Isaf teilte weiter mit, die Schulung der Soldaten werde die Erkennung, Bedeutung, Lagerung und den korrekten Umgang mit religiösem Material umfassen. General Allen entschuldigte sich erneut für den Vorfall, der gemeinsam mit dem afghanischen Innenministerium untersucht werde. Er hatte zuvor betont, die Soldaten hätten nicht vorsätzlich gehandelt. Auch US-Verteidigungsminister Leon Panetta entschuldigte sich für den "höchst bedauerlichen Zwischenfall".
Muslimen gilt die Verbrennung sowie jede andere Schändung des Korans als Todsünde. Aus Militärkreisen hieß es, die religiösen Schriften, die entsorgt werden sollten, seien Insassen des umstrittenen Gefängnisses auf der US-Basis in Bagram zur Verfügung gestellt worden. Es sei vermutet worden, dass die Insassen sich über Notizen in den Schriften untereinander ausgetauscht hätten.
Toter bei Protesten gegen Koranverbrennung
Mindestens sieben Tote bei Protesten gegen Koranverbrennung
Die gewaltsamen Proteste gegen versehentliche Koranverbrennungen durch US-Soldaten in Afghanistan eskalieren: Bei Zusammenstößen wurde am Mittwoch der Tod von mindestens sieben Demonstranten gemeldet. Die Regierung der nördlich von Kabul gelegenen Provinz Parwan teilte mit, im Distrikt Schinwari seien sechs Menschen getötet und 13 verletzt worden. Aus Sicherheitskreisen im ostafghanischen Dschalalabad hieß es, bei Zusammenstößen in der Hauptstadt der Provinz Nangarhar sei ein Demonstrant ums Leben gekommen.
In Parwan hätten die Demonstranten versucht, die Distriktverwaltung zu stürmen, und auf Polizisten geschossen. Die Polizei sei gegen den Mob vorgegangen. Bei Protesten in Dschalalabad und in der afghanischen Hauptstadt Kabul wurden nach offiziellen Angaben insgesamt mindestens 17 Menschen verletzt. Auch in der westafghanischen Stadt gingen trotz einer Entschuldigung der US-Regierung zahlreiche Muslime auf die Straßen.
Die amerikanische Botschaft, die Vereinten Nationen und internationale Hilfsorganisationen stoppen alle Bewegungen ihrer Mitarbeiter in Kabul bis auf weiteres. Kabuls Polizeisprecher Haschmat Staniksai sagte, bei Protesten an verschiedenen Orten in der Hauptstadt seien Geschäfte angegriffen und Fahrzeuge zerstört worden. Die Polizei sei verstärkt worden, um die Demonstranten davon abzuhalten, in die Innenstadt vorzudringen.
Vor einem Wohnkomplex von Ausländern in Kabul skandierten Hunderte Demonstranten "Tod für Amerika" und - an die Adresse von Präsident Hamid Karsai - "Sterbe, Karsai". Augenzeugen berichteten, mit Eisenstangen und Steinschleudern bewaffnete Aufrührer hätten die Polizei mit Steinen beworfen. Der Mob habe einen Lastwagen in Brand gesteckt. In Dschalalabad zündeten Demonstranten nach Angaben der Provinzregierung sechs Tanklastwagen an. Bereits am Dienstag war es zu Protesten gekommen, bei denen aber niemand getötet worden war.
Die Taliban teilten mit, sie unterstützten die Proteste. Die Aufständischen riefen alle "nationalistischen afghanischen Muslime" dazu auf, die ausländischen Truppen anzugreifen.
Im vergangenen Frühjahr waren in Afghanistan bei tagelangen Protesten gegen die Koran-Verbrennung eines Predigers in Florida 23 Menschen ums Leben gekommen, darunter sieben ausländische UN- Mitarbeiter. 2005 hatte ein später zurückgezogener Medienbericht über eine angebliche Schändung des Korans im US-Gefangenenlager Guantanamo schwere antiamerikanische Proteste ausgelöst. Bei Unruhen waren damals in Afghanistan und Pakistan insgesamt 17 Menschen gestorben.
dpa/jdp - Bild: Musadeq Sadeq (epa)