Trotz internationaler Ächtung werden rund 250.000 Kinder weltweit als Soldaten missbraucht. Darauf hat das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Freitag in Köln hingewiesen. Anlass ist der Welttag gegen Kindersoldaten an diesem Sonntag. Ein vor zehn Jahren in Kraft getretenes Abkommen verbietet den Einsatz von Kindersoldaten.
In 15 Ländern werden Jungen und Mädchen von Regierungstruppen und bewaffneten Gruppen gezwungen, zu kämpfen und zu töten. Die Minderjährigen sind nach ihrem Einsatz oft drogenabhängig, leiden unter psychischen Störungen und brauchen medizinische Hilfe. Von ihren Familien und in ihren Dörfern werden sie meist als Mörder abgewiesen. Geschätzte 40 Prozent der Kindersoldaten sind Mädchen. Viele von ihnen sind nach sexuellem Missbrauch schwanger oder haben schon kleine Kinder.
Der Druck auf die Konfliktparteien müsse verstärkt werden, fordert Unicef Deutschland. Zudem müssten die sozialen und politischen Ursachen des Missbrauchs bekämpft werden. Es habe Verbesserungen gegeben, seit am 12. Februar 2002 das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention in Kraft trat. 143 Staaten unterzeichneten. Es kam zu Gesetzesänderungen und zu Verhandlungen zwischen Regierungen, Vereinten Nationen und Milizen.
Aber Realität bleibt: In 15 Ländern gehen viele Kinder nicht zur Schule, sondern kämpfen in mehr als 60 bewaffneten Gruppen. Das gilt zum Beispiel für den Sudan, Tschad, die Demokratische Republik Kongo, den Irak, Birma, Uganda, die Zentralafrikanische Republik, Kolumbien und die Philippinen.
Dass Minderjährige weiter illegal rekrutiert werden, liegt laut Unicef auch daran, dass Kinder leicht zu manipulieren sind. "Und vor allem: Sie stehen in großer Zahl zur Verfügung." Oft handelt es sich um Waisen, die in Armut leben und sich Truppen anschließen, weil sie auf Schutz hoffen. Gespräche mit 169 früheren Kindersoldaten ergaben, dass etwa die Hälfte von ihnen auch töten musste und fast 60 Prozent der Mädchen zu sexuellen Handlungen gezwungen wurden. Die Wiedereingliederung der Kinder sei schwierig. Ein großes Problem sei die leichte Verfügbarkeit von Kleinwaffen, kritisierte das UN-Kinderhilfswerk.
Dass erstmals verantwortliche Soldaten vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt wurden, sei ein wichtiges Signal. Diese Strafverfolgung müssen weiter vorangetrieben werden. Zu den Fortschritten gehört die Freilassung von 11.400 Kindern und Jugendliche aus Armeen und Milizen im Jahr 2010. Zehntausende nahmen seit 2001 an Unicef-Programmen zur Wiedereingliederung teil - mit psychologischer Betreuung, Schulunterricht und Ausbildung.
dpa/jp - Archivbild: Jewel Samad (afp)