Eine Ministerrede zur angeblichen Überlegenheit bestimmter Kulturen sorgt in Frankreich für heftige politische Auseinandersetzungen. Der Abgeordnete der oppositionellen Sozialisten, Serge Letchimy, brachte die Äußerungen von Innenminister Claude Guéant am Dienstag in der Nationalversammlung mit dem Nazi-Regime und Konzentrationslagern in Verbindung.
Regierungspolitiker wie Premierminister François Fillon verließen daraufhin das Plenum. Fillon forderte die Oppositionsspitzen auf, die Äußerungen von Letchimy zu verurteilen. Letchimy lehnte eine Entschuldigung ab.
Guéant hatte sich am Wochenende bei einer Rede vor rechtsgerichteten Studenten über Kulturunterschiede geäußert. "Entgegen der relativistischen Ideologie der Linken sind für uns nicht alle Kulturen von gleichem Wert", sagte der enge Vertraute von Präsident Nicolas Sarkozy.
"Diejenigen, die Menschlichkeit verteidigen, erscheinen uns fortschrittlicher als die, die sie in Abrede stellen. Diejenigen, die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verteidigen, erscheinen uns denjenigen überlegen, die Tyrannei, Unmündigkeit von Frauen sowie sozialen und ethnischen Hass akzeptieren." Zugleich forderte er dazu auf, die eigene Kultur zu schützen.
Oppositionspolitiker griffen Guéant für die Rede scharf an und sprachen von «gefährlichen» und den Islam stigmatisierenden Äußerungen. Staatschef Sarkozy stellte sich daraufhin am Montagabend hinter Guéant und bezeichnete dessen Äußerungen als vernünftig.
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