Die Arabische Liga bricht den Einsatz ihrer Beobachter in Syrien wegen der Eskalation der Gewalt vorläufig ab. Wie am Samstag aus Diplomatenkreisen verlautete, sollen die Delegationen die Krisenherde verlassen und in Damaskus auf weitere Anweisungen warten.
Die Entsendung der arabischen Beobachter war bei den Gegnern des Präsidenten Baschar al-Assad von Anfang an umstritten. Er verzögere ein internationales Eingreifen zum Schutz der Bevölkerung und könne die Gewalt nicht beenden, sagten sie.
Der Leiter der Mission, Mohammed al-Dabi, hatte eine dramatische Zuspitzung der Lage in den vergangenen vier Tagen beklagt. Allein am Freitag kamen bei Zusammenstößen in Syrien nach Oppositionsangaben mehr als 100 Menschen ums Leben, auch am Samstag wurden wieder Tote gemeldet. Aktivisten berichten, dass in der Nähe von Damaskus mindestens elf Menschen von Regierungstruppen getötet worden sind.
Syrischer Nationalrat will um Hilfe bitten
Der Liga-Generalsekretär Nabil al-Arabi soll am Montag vom UN-Sicherheitsrat in New York angehört werden. Dort wird er zusammen mit dem Syrienbeauftragten der Liga, Katars Regierungschef Scheich Hamad bin Dschasim al-Thani, erwartet. Dieser Termin war schon vor der Unterbrechung des Einsatzes in Syrien geplant gewesen. Anschließend soll es ein neues Treffen der Arabischen Liga geben. Noch vor zwei Monaten hatten die arabischen Staaten eine "Internationalisierung" des Syrienkonflikts abgelehnt.
Auch der Syrische Nationalrat (SNC) will nach eigenen Angaben in New York vorsprechen und den Weltsicherheitsrat um Hilfe bitten. Eine Delegation werde am Sonntag aufbrechen, kündigten die Exilsyrer in Istanbul an. Die Opposition fordert schon seit geraumer Zeit eine Art Schutzzone für Aktivisten und Deserteure aus der syrischen Armee an der türkischen Grenze.
Unterdessen werden in Syrien anscheinend mehrere Iraner von Rebellen festgehalten. Der Vize-Chef der Armee der syrischen Deserteure, Malek al-Kurdi, sagte der arabischen Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat", dass sieben Iraner in der Protesthochburg Homs festgenommen worden seien. Es handele sich um fünf Militärexperten und zwei Zivilisten. Was mit den Gefangenen geschehen soll, sagte er nicht.
Am Donnerstagabend hatte der UN-Sicherheitsrat bereits über die Eskalation in Syrien beraten. In einem auf Vorstellungen der Arabischen Liga fußenden europäisch-arabischen Resolutionsentwurf werden politische Reformen und ein Ende der Gewalt gefordert. Russland ist mit dem Entwurf nicht zufrieden und die Beratungen sollen deswegen am Montag auf Expertenebene weitergehen.
dpa/dradio/mh - Archivbild: Khaled Desouki (afp)