Die Proteste von Tibetern in Südwestchina breiten sich aus. Erneut seien mindestens zwei Tibeter von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden, berichtete die exiltibetische Regierung am Mittwoch im indischen Dharamasala. Nach anderen Angaben könnte die Zahl der Toten noch höher sein.
Der exiltibetische Ministerpräsident Lobsang Sangay forderte die Weltgemeinschaft auf, in China zu intervenieren, "um weiteres Blutvergießen zu verhindern".
Unruhen auf Kreis Seda ausgeweitet
Die Unruhen in der von Tibetern bewohnten Präfektur Ganzi in der Provinz Sichuan haben sich demnach am Dienstag auf den Kreis Seda (tibetisch: Serthar) ausgebreitet. Bewohner berichteten dem US-Radiosender Radio Free Asia (RFA) telefonisch, möglicherweise seien sogar bis zu fünf Tibeter getötet worden. Rund 40 seien verletzt und ähnlich viele festgenommen worden.
Die Proteste gegen die chinesische Herrschaft waren am Montag in Luhuo (tibetisch: Draggo oder Drango) ausgebrochen. Nach unterschiedlichen Angaben wurden zwischen drei und sechs Tibeter durch Schüsse getötet. Rund 30 seien verletzt worden. Die chinesische Regierung bestätigte einen Toten, betonte aber, es herrsche wieder Ruhe. Auch aus Meruma im benachbarten Kreis Aba (tibetisch: Ngaba) wurden am Montag Proteste gemeldet.
Exiltibetische Regierung verurteilt tödliche Schüsse
Es sei höchste Zeit einzuschreiten, sagte Premier Lobsang Sangay laut einer Mitteilung aus Indien. Die Weltgemeinschaft dürfe sich nicht passiv verhalten. Der aufstrebenden wirtschaftlichen und politischen Macht China dürfe nicht erlaubt werden, "sich derart unmoralisch und gewalttätig zu benehmen", sagte Lobnsang Sangay.
"Ein Schweigen der internationalen Gemeinschaft sendet China die Botschaft, dass seine repressiven und gewaltsamen Maßnahmen im Umgang mit den Spannungen in den tibetischen Gebieten akzeptabel seien", warnte der tibetische Regierungschef.
Nach den neuen Protesten wurde Anwohnerberichten zufolge praktisch der Ausnahmezustand über Seda verhängt. Geschäfte und Hotels hätten schließen müssen, zitierte Radio Free Asia. Die Lage sei sehr angespannt. "Tibeter müssen zuhause bleiben, während die chinesische Polizei auf jeden schießt, der sich auf die Straße wagt", sagte ein Bewohner telefonisch dem US-Sender.
dpa/jp - Bild: John Thys (afp)