Nigeria wird von einer neuen religiös motivierten Terrorwelle erschüttert. Bei einem Anschlag auf eine Bar im Nordosten des Landes kamen acht Menschen ums Leben. Zu der Attacke am Dienstagabend bekannte sich die radikalislamische Sekte Boko Haram. Wenige Stunden zuvor waren bei einem Anschlag auf Moslems im christlichen Süden Nigerias fünf Menschen ums Leben gekommen.
Mitglieder der Boko Haram seien am Abend in das Lokal gestürmt und hätten das Feuer auf die Gäste eröffnet, sagte eine Augenzeugin. Unter den Opfern sei auch ein Polizist. Der Überfall ereignete sich in der Stadt Potiskum in der Region Yobe.
Im christlichen Süden Nigerias hatten Unbekannte zuvor in der Stadt Benin City eine Moschee und die angrenzende Koranschule in Brand gesetzt, wie der britische Sender BBC berichtete. Dabei seien fünf Menschen umgekommen. Nach Angaben von Sicherheitskräften handelte es sich dabei um einen Vergeltungsakt für den Terror der Boko Haram. Aus Angst vor weiteren Anschlägen verließen mehr als 8000 Bewohner von Benin City ihre Häuser, teilte das nigerianische Rote Kreuz mit. Die überwiegend muslimischen Flüchtlinge versuchten sich in Polizeistationen und Militärbaracken in Sicherheit zu bringen.
Der nigerianische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka warnte in einem Interview, die multikulturelle Nation bewege sich geradewegs auf einen Bürgerkrieg zu. Die Boko Haram terrorisiert seit Monaten die Christen im islamisch geprägten Norden. Sie hatte dort auch am vergangenen Wochenende Anschläge verübt, bei denen Dutzende starben. Die Sekte lehnt jeden westlichen Lebensstil ab. Ihre Mitglieder bezeichnen sich selbst auch als "nigerianische Taliban".
Ölpreis verdoppelt
Unterdessen streikten auch am Mittwoch erneut Millionen Nigerianer gegen die Erhöhung der Benzinpreise. Sie versuchen seit Montag die Entscheidung von Präsident Goodluck Jonathan, die Treibstoffsubventionen abzuschaffen, rückgängig zu machen. Dies hatte zu einer Verdoppelung der Preise geführt.
An dem Ausstand beteiligen sich nicht nur Angestellte der Ölindustrie, sondern auch Mitarbeiter zahlreicher anderer Branchen. Die meisten Geschäfte und Fabriken sind seit drei Tagen geschlossen. Die Behörden, die den Streik als illegal betrachten, drohten nun, den Streikenden die Gehälter zu entziehen, wenn sie ihre Verträge nicht einhalten.
Obwohl Nigeria der größte Ölproduzent des Kontinents ist, leben die meisten Menschen in dem mit 160 Millionen Menschen bevölkerungsreichsten Staat Afrikas in bitterer Armut.
dpa/dradio/mh - Bild: Pius Utomi Ekpei (afp)