Nach dem Abzug der US-Armee aus dem Irak eskaliert der politische Streit der Religionsgruppen mit blutigen Anschlägen gegen die schiitische Mehrheit im Land. Terroristen töteten am Donnerstag 61 Schiiten, darunter Pilger, die auf dem Weg zu den heiligen Stätten von Kerbela waren.
Die Polizei berichtete, ein Selbstmordattentäter habe sich in der Ortschaft Al-Batha westlich von Nassirija in der Nähe eines Kontrollpostens der Armee unter die Pilger gemischt und dann einen Sprengstoffgürtel gezündet. Er riss nach Angaben der Beamten 36 Menschen mit in den Tod und verletzte 72 weitere Menschen.
In der Hauptstadt Bagdad verübten Terroristen Anschläge in zwei Vierteln, in denen fast ausschließlich Schiiten leben. Unter den Opfern waren zahlreiche Tagelöhner, die am Straßenrand auf Arbeitsaufträge warteten. Nach Angaben der Polizei explodierten im Kadhimija-Bezirk zwei Autobomben. 15 Menschen starben. 31 Menschen erlitten Verletzungen.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur Sumeria News detonierten zudem in der östlichen Vorstadt Sadr-City zwei Sprengsätze, die auf einem Motorrad befestigt waren. Dort starben zehn Menschen. Mehr als 50 Zivilisten wurden verletzt. In Bagdad war vor den Anschlägen eine große Zahl von zusätzlichen Straßensperren eingerichtet worden, weil für diesen Freitag anlässlich des 91. Jahrestages der Gründung der irakischen Armee eine große Militärparade geplant ist. Die USA hatten kurz vor Weihnachten ihre letzten Truppen aus dem Irak abgezogen.
Beobachter im Irak sehen einen Zusammenhang zwischen der Zunahme der Terroranschläge und der Eskalation des politischen Streits im Land. Zwischen schiitischen Muslimen und Sunniten sind in Parlament und Regierung nach dem Abzug der letzten US-Truppen im Dezember die alten Konflikte wieder aufgebrochen.
Der UN-Sondergesandte für den Irak, Martin Kobler, hatte am Mittwoch die politischen Führer der Kurden-Parteien getroffen, um über Wege aus der Krise zu sprechen. Die Kurden sind an diesem Konflikt nicht direkt beteiligt und haben ein Interesse daran, dass der Streit, der die Regierung lähmt, beigelegt wird. Nach den Gesprächen äußerte sich Kobler besorgt über die Spannungen zwischen den Regierungsparteien.
dpa/est/okr - Bild: Ali Al Saadi (belga/afp)