Bundespräsident Christian Wulff kommt nicht aus der Schusslinie. Nach dem Wirbel um einen 500.000-Euro-Kredit und um Ferien bei vermögenden Freunden wurde jetzt bekannt, dass der Unternehmer Carsten Maschmeyer 2007 eine Anzeigen-Kampagne für ein Wulff-Buch bezahlt hat.
Wulff soll aber von den Zahlungen nichts gewusst haben. Der Verlag nennt das ein übliches Verfahren. Am Dienstag befasste sich der Ältestenrat des Landtags in Hannover mit den Vorwürfen gegen Wulff.
In dem Interview-Buch mit dem Titel «Besser die Wahrheit» beschreibt der heutige Bundespräsident sein privates und politisches Leben.
Ein Sprecher Maschmeyers bestätigte am Montagabend einen Bericht der «Bild»-Zeitung, wonach der Finanzunternehmer zugunsten des Buches rund 42.700 Euro ausgegeben hat. Die Annoncen warben im Herbst 2007 während des Landtagswahlkampfs für das Buch.
Nichts gewusst
Maschmeyer sagte der «Bild»-Zeitung, er habe «die Anzeigen privat bezahlt», sie jedoch nicht steuerlich geltend gemacht. Mit Wulff habe er darüber nicht gesprochen. Der «Bild»-Zeitung sagte Wulffs Rechtsanwalt Gernot Lehr, seinem Mandanten sei von den Zahlungen Maschmeyers nichts bekannt gewesen.
Die Finanzierung einer Anzeigenkampagne durch Maschmeyer ist nach Ansicht des Verlages Hoffmann und Campe unproblematisch. «Das ist in der Verlagsbranche üblich und ein absolut normaler Vorgang», sagte Manfred Bissinger, der im Verlag den Bereich Corporate Publishing leitet, zu «Spiegel Online». Wulff habe danach auch nicht gefragt. «Warum sollte ihn das auch interessieren?»
Das Autorenhonorar für den Gesprächsband sei ausschließlich an Wulffs Co-Autor Hugo Müller-Vogg gegangen, teilte der Verlag auf dpa-Anfrage mit. Der damalige Ministerpräsident, der in dem Buch auf Fragen von Müller-Vogg antwortet, habe kein Honorar erhalten. Auch Müller-Vogg sagte der Nachrichtenagentur dpa, er habe von der Finanzierung durch Maschmeyer nichts gewusst.
Günstiges Geld und günstige Ferien
Wulff hat inzwischen zugegeben, einen Privatkredit der Unternehmergattin Edith Geerkens über 500.000 Euro erhalten zu haben. Bei einer Anfrage hatte er seinerzeit im Landtag das Darlehen jedoch nicht erwähnt. Damals war er nach geschäftlichen Beziehungen zum Unternehmer Egon Geerkens befragt worden. Am Sonntag ließ der Bundespräsident auch eine Liste von Urlauben veröffentlichen. Demnach verbrachte er als Regierungschef zwischen 2003 und 2010 insgesamt sechs Urlaube bei Freunden - darunter Carsten Maschmeyer - in Spanien, Italien, Florida und auf Norderney.
Ein Großteil der Deutschen ist einer Umfrage zufolge gegen einen Rücktritt des Bundespräsidenten. Nach dem am Montag erhobenen ARD-Deutschlandtrend plädieren 70 Prozent dafür, dass Wulff weiter im Amt bleiben soll. Nach einer am Dienstag veröffentlichten Emnid-Umfrage für SAT.1 sind sogar 72 Prozent gegen einen Rücktritt.
dpa - Bild: Wolfgang Kumm (epa)