Der herrschende Militärrat in Ägypten hat die Demonstranten auf dem zentralen Tahrir-Platz für die jüngsten Ausschreitungen mit 13 Toten verantwortlich gemacht. Die Soldaten seien beleidigt sowie mit Steinen und Brandbomben beworfen worden, sagte das Mitglied des Rates, Adel Emara, am Montag in Kairo. Aus Sicht des Militärs haben die Sicherheitskräfte sogar Selbstbeherrschung geübt.
Trotz des rigorosen Vorgehens der Armee haben sich die Demonstranten auch am Montag nicht aus der Kairoer Innenstadt vertreiben lassen.
Bereits den vierten Tag in Folge flogen rund um den Tahrir-Platz Steine. Nach Angaben von Augenzeugen lieferte sich ein harter Kern von rund 400 Demonstranten Straßenschlachten mit der Ordnungspolizei. Ein Armeesprecher behauptete, die Demonstranten hätten die Auseinandersetzung provoziert. Junge Aktivisten erklärten dagegen, die Armee habe zuerst Steine und Mobiliar auf die Protestierenden geworfen.
Nach Angaben regierungsnaher Medien wurden seit Freitag 13 Menschen getötet, wobei eine Leiche am Montag noch nicht identifiziert werden konnte. 815 Menschen sollen Verletzungen erlitten haben. 123 Demonstranten wurden festgenommen.
Empörung wegen Foto einer jungen verschleierten Frau
Für Empörung sorgte das Foto einer jungen verschleierten Frau, die am Wochenende von Militärpolizisten während der Auseinandersetzung mit den Demonstranten geschlagen und zur Hälfte ausgezogen worden war. Die Ägyptische Menschenrechtsorganisation forderte die Einrichtung einer Untersuchungskommission.
Ein Bericht, wonach Demonstranten auf dem Tahrir-Platz am Montag fünf Kleinkriminelle mit Brandbomben geschnappt haben sollen, wurde aus Sicherheitskreisen nicht bestätigt. Die Verdächtigen sollen geplant haben, das Ägyptische Museum niederzubrennen.
Der Militärrat hat nach Darstellung des stellvertretenden Verteidigungsministers Emara außerdem Informationen erhalten, wonach Demonstranten das Parlamentsgebäude anzünden wollten. Es gebe einen systematischen Plan, die Sicherheit Ägyptens zu erschüttern.
Die Islamisten, die während der Massenproteste gegen Präsident Husni Mubarak Anfang des Jahres noch mit linken und liberalen Regimegegnern zusammen demonstriert hatten, beteiligen sich nicht an der aktuellen Protestwelle.
Protestwelle gegen den Obersten Militärrat
Diese richtet sich gegen den Obersten Militärrat, der die Macht von Mubarak übernommen hatte, und gegen die von den Militärs eingesetzte Übergangsregierung. Die Islamisten wollen auf keinen Fall, dass die Parlamentswahl durch die seit Tagen andauernden Straßenschlachten behindert wird. Die Muslimbruderschaft, deren Partei für Freiheit und Gerechtigkeit in den ersten beiden Etappen der Wahl jeweils die meisten Stimmen erhalten hatte, erklärte: "Bei der Übergabe der Macht an eine zivile Regierung und bei der Wahl darf es keine Verzögerung geben."
Außerdem sagte ein Sprecher der Bewegung nach Angaben des Nachrichtenportals "Al-Shorouk", es müsse geklärt werden, wer in den vergangenen Tagen auf die Demonstranten geschossen habe.
Die dritte und letzte Etappe der Wahl beginnt am 3. Januar
In der ersten und zweiten Etappe der Parlamentswahl, die am 28. November begonnen hatte und bis zum 10. Januar andauern wird, liegt die Partei der Muslimbrüder auf Platz eins. Sie bezeichnet sich selbst als "moderat-islamisch".
Dahinter folgen die radikalen Islamisten der Partei des Lichts. Die Stichwahl der zweiten Etappe beginnt am Mittwoch.
dpa/est - Bild: Mohamed Omar (epa)