Israel und die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas beenden den größten Gefangenenaustausch seit einem Vierteljahrhundert. Am Abend sollen die letzten 550 palästinensischen Häftlinge freikommen, teilte eine Sprecherin der israelischen Gefängnisbehörde am Sonntag mit. Es handelt sich um die zweite Gruppe der insgesamt 1027 Palästinenser, die Israel im Austausch für den Soldaten Gilad Schalit freilässt. Schalit war vor zwei Monaten nach mehr als fünf Jahren Geiselhaft im Gazastreifen freigekommen.
Die israelische Sprecherin Sivan Weizman teilte mit, 505 Häftlinge sollten über den Beitunia-Übergang in das Westjordanland gebracht werden. Darunter seien auch vier Frauen. Weitere 41 Gefangene kehren in den Gazastreifen zurück und zwei weitere nach Jordanien. Außerdem sollten zwei Gefangene nach Ost-Jerusalem zurückkehren, darunter eine Frau. Nach Informationen der Gefängnisbehörde sind auch 56 Minderjährige im Alter von 14 bis 17 Jahren unter den Freizulassenden. Jugendliche Palästinenser werden mitunter festgenommen, wenn sie etwa an Steinwürfen auf israelische Soldaten beteiligt sind.
Am 18. Oktober hatte Israel den Soldaten Schalit in einem ersten Schritt gegen 477 palästinensische Häftlinge ausgetauscht. Bei den Verhandlungen zwischen den Todfeinden Israel und Hamas hatte vor allem Ägypten vermittelt. Unter den im Oktober freigelassenen Palästinensern waren viele militante Aktivisten, die zum Teil an blutigen Selbstmordanschlägen beteiligt waren.
Die Gefangenen, die zum Abschluss des Austauschprogramms freikommen, haben weniger schwere Straftaten begangen. Es handele sich vor allem um Mitglieder der gemäßigteren Fatah-Organisation, meldete der israelische Rundfunk am Sonntag. Keiner von ihnen sei zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt worden. Das höchste Gericht Israels hatte am Freitag Klagen gegen die Freilassung der 550 Gefangenen abgewiesen.
Nach dem umfassenden Gefangenenaustausch verbleiben nach Angaben der Gefängnisbehörde noch etwa 4250 "Sicherheitshäftlinge" in israelischen Gefängnissen. Damit werden Palästinenser beschrieben, die im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt festgenommen oder verurteilt wurden.
dpa