Für Neuankömmlinge in Großbritannien kann es verwirrend sein, wenn der Nachbar erzählt, er fahre im Urlaub nach «Europe». Europa? Sind wir da nicht schon?
Im Alltagsenglisch wird mit «Europe» gerne all das bezeichnet, was «auf dem Kontinent» liegt - also eben nicht das Vereinigte Königreich selber.
Und damit ist die über die Jahrhunderte geprägte, komplizierte Beziehung zwischen den Insulanern und der anderen Seite des Ärmelkanals bestens in Worte gefasst.
Während die Entscheidung von Premierminister David Cameron, beim EU-Gipfel eine einheitliche Lösung für mehr Haushaltsdisziplin und Kontrolle zu blockieren, in Europas Hauptstädten geschockt hat, sieht es daheim anders aus.
Offene Beziehung?
Zwar schlagen Cameron auch dort Protestwogen entgegen, und die pro-europäischen Koalitionspartner von den Liberaldemokraten bekommen so langsam den Mut, sich zu wehren. Insgesamt scheint die Krise des Euro Großbritanniens Wunsch nach Distanz zu Brüssel jedoch noch zu verstärken. Statt einer Ehe scheint eine offene Beziehung ein Modell der Zukunft zu sein.
Großbritanniens Wirtschaft braucht Europa. Das bestreitet auch Cameron nicht. Aber die Angst, irgendwann tatsächlich alleine dazustehen, wirkt nicht besonders ausgeprägt. Eine Umfrage für die konservative Zeitung «Mail on Sunday» ergab, dass rund 62 Prozent der Briten hinter Camerons Entscheidung für mehr Distanz zu Brüssel stehen. 48 Prozent wollen sogar einen Ausstieg aus der EU.
Cameron hat aus Parteiinteressen gehandelt und es den Europagegnern in den eigenen Reihen Recht gemacht. Die linksliberale Zeitung «The Guardian» argumentierte am Sonntag, für einen Schutz der Arbeitsplätze im Londoner Finanzdistrikt sei ein solch radikales Verhalten absolut nicht nötig gewesen. Dafür droht dem Premier jetzt ein riskanter Koalitionsstreit, denn am Sonntag schlug Liberaldemokratenchef Nick Clegg erstmals zurück.
Koalitionsstress?
Er sei «bitter enttäuscht» und fürchte, Großbritannien werde in Europa isoliert und an den Rand gedrängt, sagte Clegg. Er werde sich mit Händen und Füßen gegen eine noch stärkere Trennung von Brüssel wehren, kündigte er an. Dass die Koalition mitten in einer Zeit strenger Sparmaßnahmen und großer wirtschaftlicher Probleme gehalten werden muss, ist aber natürlich auch ihm klar.
Außenminister William Hague ist bemüht, Dramatik aus der Situation zu nehmen. «Wir sind nicht an den Rand gedrängt, das kann ich ihnen versichern», sagte er am Sonntag dem Sender Sky News. «Unsere Zustimmung ist in der EU bei zahlreichen anderen Entscheidungen wichtig, die in den kommenden Monaten anstehen.» Man arbeite in Fragen der Außenpolitik und des Binnenmarktes eng zusammen: «Und das wird auch so bleiben.»
dpa/fs - Bild: Olivier Hoslet (epa)
Die Briten bereiten sich auf den kommenden Euro Crash vor! Deswegen ziehen sie in der EU nicht mit.
Wenn der Euro crasht, dann hilft den "einsamen Briten" auch das - sowieso nicht sehr starke - eigene Pfund nicht mehr, das wird genauso crashen und die britischen Bankster werden ihnen auch nicht mehr helfen können...
Man müsste sich in Brüssel einmal ernsthaft Gedanken zu zwei Themen machen: eine konsequente und zielgerichtete Weiterführung der europäischen Integration und eine gleichzeitig stattfindende Säuberung der EU, die von Großbritannien, Polen und anderen störenden Staaten bereinigt werden soll.