China hat die USA als größtes Hindernis auf dem Weg zu einer Lösung für den Klimaschutz angeprangert. Die staatlichen chinesischen Medien gaben den Amerikanern am Freitag die Schuld, dass die Klimaverhandlungen in Durban in Südafrika so zäh sind.
Die eigene Haltung wurde dagegen als ernsthaft und konstruktiv beschrieben. "Um das Eis zu brechen", habe Chinas Unterhändler Xie Zhenhua auf dem Gipfel erstmals die Bereitschaft Chinas erklärt, über verbindliche Ziele zum Klimaschutz nach 2020 sprechen zu wollen.
Von den Amerikanern habe es aber nur eine "kalte Dusche" gegeben. "Ihre Undankbarkeit und Arroganz könnten die schwindenden Hoffnungen ersticken, in Durban echte Fortschritte zu machen", beklagte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua in einem Kommentar. Kurz vor dem Ende des Klimagipfels herrschte unter Delegierten aber noch immer Verwirrung über die chinesische Position, während die Chinesen mit dem taktisch klugen und öffentlichkeitswirksamen Schachzug den Ball erfolgreich ins amerikanische Feld gespielt hatten.
Kritiker beklagten ein "unerträgliches Ping-Pong-Spiel" der beiden größten Klimasünder. Das Magazin "Economist" schrieb von "heißer chinesischer Luft". Doch internationale Umweltgruppen griffen sofort nach dem Strohhalm, um den Druck auf die USA zu verstärken. Dabei ist das vermeintliche Angebot Chinas mit kaum überwindbaren Hürden verbunden, die kaum noch jemand erwähnte. So hatte der chinesische Unterhändler fünf keineswegs neue und zugleich höchst vertrackte Bedingungen gestellt, als er erklärte, eines Tages auch über ein rechtlich bindendes Abkommen verhandeln zu wollen.
Chinesische Fallstricke
So müssten sich die reichen Industrieländer, darunter die USA, zu einer zweiten Phase des 2012 auslaufenden Kyoto-Protokolls über eine Verringerung der Treibhausgase verpflichten. Dazu wäre aber nur eine Minderheit bereit - und die USA hatten schon das derzeitige Kyoto-Protokoll nie unterzeichnet. China fordert ferner eine Überprüfung der bisherigen Einhaltung des Kyoto-Abkommens, um, wie es heißt, für die nächsten Verhandlungen die Verantwortlichkeiten und Ziele zu klären. Dass die USA hier wiederum als größter Sündenbock übrigbleiben würden, ist nicht nur den Führern in Peking klar.
Auch müsse der sogenannte Grüne Klimafonds schnell auf den Weg gebracht werden. Die Industrieländer müssten Technologie in die Entwicklungsländern transferieren und den armen Staaten massive Finanzhilfen für ihren Klimaschutz in Höhe von "Hunderten von Milliarden US-Dollar" leisten. "China ist bereit, die Verpflichtungen rechtlich bindendender Verpflichtungen zu tragen, die mit Chinas wirtschaftlicher Entwicklung und seinen Fähigkeiten übereinstimmen - auf der Grundlage des Prinzips der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung", sagte Xie Zhenhua.
Übersetzt dürfte das nichts anderes bedeuten, als dass der heute größte Klimasünder seinem Wirtschaftswachstum weiter Vorrang vor dem Kampf gegen die Erderwärmung einräumt, womit sich China und die USA eigentlich wieder ziemlich nahe sind. Allerdings kann sich China mit seinem massiven Ausbau erneuerbarer Energien brüsten. Sechs Jahre in Folge hat China seine Kapazitäten an Wind- und Sonnenenergie verdoppelt. Kein Land der Erde produziert mehr Sonnenkollektoren, auch wenn sie meist in den Export gehen. Kein Land investiert soviel in erneuerbare Energie, lobte jüngst ein UN-Bericht.
China will seinen Kohlendioxid-Ausstoß für jeden erwirtschafteten Yuan bis 2015 auch um 17 Prozent verringern. Klingt viel, doch ist das Ziel nur relativ, weil die Energie fressende Wirtschaft zugleich rasant zulegt. In absoluten Zahlen wachsen die Emissionen weiter stark - im vergangenen Jahr um zehn Prozent. Seit 2003 hat sich der Ausstoß sogar verdoppelt. Eine EU-Studie warnte, dass Chinas Pro-Kopf-Emissionen längst den Stand von Italien oder Frankreich erreicht haben. Schon bis 2017 könnten die Chinesen sogar die Amerikaner eingeholt haben. Selbst chinesische Experten räumen ein, dass die Emissionen ihres Landes frühestens 2030 den Höhepunkt erreichen.
Von Andreas Landwehr, dpa - Bild: Alex Hofford, epa