In Ägypten wird die erste Runde der Parlamentswahlen heute fortgesetzt. Bis Dienstagabend haben die Wahlberechtigten in Kairo, Alexandria und sieben weiteren Provinzen Zeit, ihre Stimmen abzugeben.
Viele der 17,5 Millionen Wahlberechtigten waren bereits am Montag an die Urnen gegangen. Die Wahlbeteiligung lag in einigen Bezirken bei bis zu 70 Prozent. Der erste Wahltag verlief fast überall friedlich. Als Favorit gilt ein Parteienbündnis unter Führung der jahrzehntelang verbotenen islamistischen Muslimbruderschaft.
Die Muslimbrüder stehen dem Friedensvertrag mit Israel kritisch gegenüber. Sie wollen außerdem eine stärkere Ausrichtung der Gesetzgebung an der islamischen Rechtsprechung Scharia. Gegengewicht ist die "Ägyptische Allianz".
Das Bündnis aus linken, bürgerlichen und liberalen Parteien tritt unter anderem für eine strikte Trennung von Staat und Kirche ein. Die Nationaldemokratische Partei von Ex-Präsident Mubarak, die jahrzehntelang die ägyptische Politik dominierte, war im Frühjahr aufgelöst worden.
Rund 50 der insgesamt 85 Millionen Ägypter sind aufgerufen, die 498 Abgeordneten im Parlament zu bestimmen. Gewählt wird bis zum 10. Januar in drei Etappen. Im Dezember und Januar folgen die anderen 18 Provinzen. Nach jedem Wahlgang ist eine Stichwahl in den Bezirken vorgesehen, in denen kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hat. Das amtliche Wahlergebnis soll am 13. Januar bekanntgegeben werden.
Die Wahl ist ein weiterer Schritt zu einem demokratischen Wandel. In dem bevölkerungsreichsten arabischen Land herrscht derzeit noch ein Militärrat. Ein neuer Präsident wird erst Mitte kommenden Jahres gewählt.
dpa/jp - Archivbild: Amel Pain (epa)