Einige Wähler waren schon eine Stunde vor Beginn erschienen, um sich anzustellen. Für Ägypten, wo die Wahlbeteiligung in der Mubarak-Ära immer sehr niedrig war, ist dies ungewöhnlich.
Zuerst sollen die Bewohner von Kairo, Alexandria und sieben weiteren Provinzen ihre Stimmen abgeben. Im Dezember und Januar folgen dann die anderen 18 Provinzen. Um sicherzustellen, dass jeder Bürger seine Stimme abgeben kann, sollen die Wahllokale jeweils an zwei Tagen hintereinander geöffnet sein.
Nach jedem Wahlgang ist zudem eine Stichwahl in den Bezirken vorgesehen, in denen kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hat. Das vollständige Wahlergebnis soll am 13. Januar bekanntgegeben werden.
Der Wahlkampf war von Protesten gegen das herrschende Militär und von Gewalt gegen Demonstranten überschattet. Trotzdem hatte der Oberste Militärrat, der im Februar die Macht von Mubarak übernommen hatte, eine Verschiebung der Wahl abgelehnt. Auch die Muslimbrüder und die neuen radikalen Islamisten-Parteien waren gegen jede Verzögerung, weil sie sich jetzt bessere Chancen ausrechnen.
Zwei Drittel der 498 Sitze sollen Kandidaten von Parteilisten besetzen. Die restlichen Mandate sind für Direktkandidaten reserviert. Alleine im ersten Wahlgang bewarben sich 2357 Kandidaten um Direktmandate. Knapp 50 Millionen Ägypter sind wahlberechtigt. Erstmalig dürfen auch die Ägypter im Ausland wählen.
Wieder Anschlag auf Gaspipeline
Wenige Stunden vor Beginn der Parlamentswahlen in Ägypten ist auf der Sinai-Halbinsel erneut ein Anschlag auf eine Gaspipeline verübt worden, die Jordanien und Israel mit ägyptischem Erdgas versorgt. Wie der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira berichtete, zündeten Saboteure in der Nacht einen Sprengsatz.
Es war bereits der achte Angriff seit dem Sturz von Präsident Mubarak im Februar. Die Gaslieferungen an Israel sind wegen der Vorzugsbedingungen in Ägypten sehr umstritten.
dpa/jp