Gut eine Woche vor Beginn der Parlamentswahlen in Ägypten sind am Sonntag bei neuen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften mehrere Menschen ums Leben gekommen und hunderte verletzt worden.
Allein im Zentrum der Hauptstadt Kairo wurden nach Angaben der Rettungsdienste mindestens vier Menschen getötet, als Sicherheitskräfte den Tahrir-Platz räumen wollten, auf dem seit Tagen Tausende gegen den regierenden Militärrat demonstrieren. In Medienberichten war von bis zu elf Toten die Rede.
Mit Knüppeln und Tränengas versuchte Sicherheitskräfte, die Demonstranten vom Tahrir-Platz zu vertreiben. Auch Gummigeschosse sollen abgefeuert worden sein. Zurückgelassene Zelte und Motorräder der Protestierenden wurden von Sicherheitskräften in Brand gesetzt. Zusammenstöße wurden auch aus anderen ägyptischen Städten gemeldet, darunter Alexandria und Suez.
Die Demonstranten werfen den Militärs vor, die Macht nicht abgeben zu wollen. Auch in der Nacht zum Montag harrten nach Berichten des Nachrichtensenders Al-Dschasira noch Hunderte auf dem Tahrir-Platz aus. Viele von ihnen seien zurückgekehrt, nachdem sich die Sicherheitskräfte in die umliegenden Straßen zurückgezogen hätten. Den Berichten zufolge war die Lage angespannt, aber weitgehend ruhig.
Bereits am Samstag waren bei gewaltsamen Zusammenstößen in Kairo und Alexandria nach Angaben des Gesundheitsministeriums zwei Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 1000 Menschen wurden am Wochenende verletzt, darunter nach Behördenangaben auch viele Sicherheitskräfte.
Europäische Union besorgt
Angesichts der Straßenschlachten kam die ägyptische Übergangsregierung am Sonntagabend zu einer Krisensitzung zusammen. Anschließend erklärte sie, dass die Parlamentswahlen wie geplant zwischen dem 28. November und dem 10. Januar stattfinden sollen. Anschließend soll das Land eine neue Verfassung bekommen. Der Militärrat warf den Demonstranten vor, es gehe ihnen darum, einen Wiederaufbau staatlicher Institutionen zu verhindern.
Die Europäische Union zeigte sich äußerst besorgt über die Entwicklung. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton forderte zu Ruhe und Mäßigung auf und verurteilte den Einsatz von Gewalt. Die Forderungen der Bürger, wonach der politische Übergang mit einer Wahrung der demokratischen Prinzipien verbunden sein müsse, müssten Gehör finden, erklärte sie in Brüssel.
dpa/jp - Bild: Mohamed Omar (epa)