Der meistgesuchte Gaddafi-Sohn ist in Haft: Milizionäre der Übergangsregierung in Libyen haben Saif al-Islam al-Gaddafi im Süden des Landes gefasst. Der 39-jährige Lieblingssohn des einstigen Machthabers Muammar al-Gaddafi wurde auch mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Er soll sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verantworten.
Allerdings erklärten Regierungschef Abdulrahim Al-Kib und Justizminister Mohamed al-Alaki, dass dem prominenten Gefangenen in Libyen der Prozess gemacht werden soll. Die Nachricht von der Festnahme wurde in dem nordafrikanischen Land mit Freude aufgenommen.
Aufforderung zur Zusammenarbeit mit Internationalem Strafgerichtshof
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton forderte Libyen zur Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) auf. Es sei "von größter Bedeutung, dass Saif al-Islams Sicherheit jetzt garantiert und seine Rechte auf einen Prozess gewährleistet sind", sagte ein Sprecher Ashtons am Samstagabend in Brüssel.
IStGH-Chefankläger Luis Moreno-Ocampo wirft der alten Staatsführung inklusive Saif al-Islam Morde an Hunderten Zivilisten, Folterungen, militärische Gewalt gegen unbewaffnete Demonstranten und gezielte Massenvergewaltigungen vor. Im Falle eines Schuldspruchs wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit könnte der Strafgerichtshof als Höchststrafe lebenslange Haft festlegen. Bei einem Verfahren in Libyen droht sogar die Todesstrafe.
Auslieferung von Gaddafi-Sohn an Den Haag gefordert
Menschenrechtsgruppen riefen die libysche Führung daher auf, den Gaddafi-Sohn an Den Haag auszuliefern. Hassiba Hadj Sahraoui, stellvertretende Direktorin des Nahost- und Nordafrikaprogrammes von Amnesty International, sagte, außerdem müsse seine Sicherheit garantiert werden, damit er "sich für seine mutmaßlichen Verbrechen vor einem fairen Gericht ohne Todesstrafe verantworten kann". Verantwortlich dafür sei die libysche Übergangsregierung, sagte sie und erinnerte an den Tod Muammar al-Gaddafis und seines Sohnes Mutassim unter ungeklärten Umständen.
Regierungschef Al-Kib erteilte den Forderungen nach Auslieferung des Gaddafi-Sohns an den Internationalen Strafgerichtshof eine Absage. "Wir respektieren die internationale Rechtsprechung, aber es ist das Recht unseres Volkes, ihn hier vor Gericht zu stellen", sagte der Interims-Regierungschef. Saif al-Islam werde nach den Lehren des Islam über fairen Umgang mit Kriegsverbrechern behandelt. "Ich möchte Libyen und allen anderen versichern, dass Saif al-Islam al-Gaddafi und die mit ihm festgenommenen Personen ein faires Verfahren erhalten werden", sagte Al-Kib bei einer Pressekonferenz in Sintan im Nordwesten des Landes.
Saif al-Islam sei auf dem Weg Richtung Niger gestellt worden. "Er wurde mit zwei Helfern in der Gegend von Al Obari im Süden Libyens verhaftet", sagte der Militärkommandeur Baschir al-Tuleib am Samstag auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Tripolis. Auch die Übergangsregierung bestätigte die Festnahme.
dpa/mh/rkr - Archivbild: Al Arabija/epa