Hunderttausende Islamisten haben am Freitag in Ägypten gegen die vorgeschlagenen Verfassungsleitlinien der Übergangsregierung protestiert.
Die Regeln für eine neue Verfassung sollen unter anderem die Macht des Militärs absichern, eine Diskriminierung von Frauen und Christen verhindern und die Begrenzung von Amtszeiten garantieren.
Die Demonstranten forderten dagegen, der Militärrat müsse spätestens im kommenden Mai die Macht an Zivilisten übergeben.
Vor allem Demonstranten der islamistischen Muslimbruderschaft
Die meisten Demonstranten gehörten der islamistischen Muslimbruderschaft an. Diese war zu Zeiten des langjährigen Staatschefs Husni Mubarak verboten. Auf die Straße gingen aber auch radikale Islamisten der Salafistenbewegung und der Gamaat Islamija.
Auch einige Angehörige linker und liberaler Gruppen schlossen sich den Protestierenden an. Sie wollen vor allem verhindern, dass die Armeeführung, die nach der Entmachtung Mubaraks im Februar die Macht übernommen hatte, nach der Wahl neuer Volksvertreter weiter die Zügel in der Hand behält.
Augenzeugen berichteten, einige Dutzend Islamisten hätten sich schon am Donnerstagabend auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo niedergelassen. Die Eingänge zu dem Platz, auf dem Anfang des Jahres die Massenproteste gegen Mubarak stattgefunden hatten, wurden von den Muslimbrüdern kontrolliert.
Scheich Mazhar Schahin, der Prediger der direkt am Tahrir-Platz gelegenen Omar-Makram-Moschee, sagte in seiner Freitagspredigt: "Die Ägypter werden den Tahrir-Platz erst verlassen, wenn alle Forderungen der Revolution erfüllt sind." Niemand müsse vor den Islamisten Angst haben. Außerdem warf er der US-Regierung und Israel Einmischung in die Angelegenheiten Ägyptens vor.
Ab dem 28. November Wahl eines neuen Parlaments
In Ägypten wird vom 28. November an in drei Phasen ein neues Parlament gewählt. Anschließend soll das Land eine neue Verfassung erhalten. Die Islamisten, die sich bei dem Urnengang gute Chancen ausrechnen, wollen bei diesem Prozess keine Beschränkungen akzeptieren.
Am Donnerstagabend hatte ein Schlägertrupp in Kairo christliche Demonstranten attackiert und 29 von ihnen verletzt. Die Angreifer waren mit Steinen auf die koptischen Christen losgegangen, die gegen die in Ägypten übliche Praxis demonstrieren wollten, Zivilisten vor Militärgerichten den Prozess zu machen.
dpa/rkr - Bild: Khaled Elfiqi (epa)