Auch nach den Regierungswechseln in Griechenland und Italien scheint eine Entspannung in der Schuldenkrise in weite Ferne gerückt. Am Donnerstag gerieten Frankreich und Spanien, die zweit- beziehungsweise viertgrößten Volkswirtschaften der Eurozone, in den Fokus der Finanzmärkte: Beide Länder konnten nur zu deutlich höheren Zinssätzen neue Schulden aufnehmen.
Spanien musste bei einer Auktion von Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren eine durchschnittliche Rendite von um die sieben Prozent akzeptieren. Wie die staatliche Nachrichtenagentur EFE meldete, ist dies der höchste Zinssatz seit 14 Jahren. Nach Einschätzung der HSH Nordbank handelt es sich um ein "dramatisches Ergebnis". Bei einer vergleichbaren Versteigerung Ende Oktober hatte die Rendite nicht einmal bei 5,5 Prozent gelegen. Ein Niveau von mehr als sieben Prozent gilt als kritisch, da Portugal und Irland bei diesen Renditen Hilfen aus dem Rettungsschirm beantragten. Spanien nahm 3,56 Milliarden Euro ein.
Auch Frankreich konnte sich am Donnerstag nur zu deutlich höheren Kosten frisches Geld besorgen - insgesamt knapp sieben Milliarden Euro. In einem ungünstigen Marktumfeld stiegen die Renditen bei vier Auktionen neuer Staatsanleihen an. Die Nachfrage war überwiegend robust, ging aber bei einer fünfjährigen Anleihe, der größten Emission, spürbar zurück. Die Rendite für dieses Papier stieg von 2,3 Prozent bei einer vergleichbaren Finanzierung im Oktober auf nun 2,8 Prozent an.
Die höheren Zinsen kamen nicht völlig überraschend, da sie mit deutlich höheren Risikoaufschlägen für bestehende Anleihen am sogenannten Sekundärmarkt einhergehen. Beim direkten Handel etwa mit spanischen Staatsanleihen erreichte die Rendite der zehnjährigen Papiere am Donnerstag einen Rekordwert seit der Euro-Einführung von 6,7 Prozent. Zum Vergleich: Die Rendite der zehnjährigen deutschen Staatsanleihe lag zuletzt bei knapp 1,8 Prozent.
Gerade die gestiegenen Renditen für Frankreich sind ein Anzeichen dafür, dass neben den Krisenländern wie Griechenland und Italien nun auch als solide geltende Eurostaaten mit Top-Bonität bei den Anlegern nicht mehr hoch im Kurs stehen. Spanien war zuletzt etwas vom Radar der Märkte verschwunden, ist nun kurz vor der Parlamentswahl am Sonntag aber wieder im Visier der Anleger.
dpa