Nach den Regierungswechseln in den Schuldenländern Italien und Griechenland wächst weltweit die Hoffnung auf eine Wende in der Eurokrise.
Italien will nach dem umjubelten Rücktritt von Ministerpräsident Silvio Berlusconi schnell eine Notregierung bilden. In Rom wurde davon ausgegangen, dass der frühere EU-Kommissar Mario Monti damit beauftragt wird. Mit Spannung werden auch die Reaktionen der Finanzmärkte am Montag erwartet.
Berlusconi war am Samstag wie angekündigt zurückgetreten, nachdem das Abgeordnetenhaus ein von der EU verlangtes Sparpaket gebilligt hatte. Vorgesehen sind unter anderem Steuererleichterungen für mehr Wachstum, der Verkauf von Staatseigentum zum Schuldenabbau und die Anhebung des Rentenalters auf 67 Jahre. Die Römer feierten den Rücktritt des umstrittenen Regierungschefs mit einem nächtlichen Freudenfest.
Staatspräsident Giorgio Napolitano begann Gespräche über einen Nachfolger des 75-jährigen Berlusconi. Es wurde damit gerechnet, dass er Monti damit beauftragt, eine «Technokraten-Regierung» zu führen. Der neue Regierungschef müsste vom Parlament in einem Vertrauensvotum bestätigt werden.
Werden die "Technokraten" alles retten?
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Nicolas Sarkozy forderten indes die neue griechische Übergangsregierung auf, alle Verpflichtungen «vollständig und umfassend» umzusetzen. Nur wenn ein «entscheidender Schritt in diese Richtung» gemacht worden sei, könnte die nächste Kredittranche an Griechenland ausgezahlt werden. US-Präsident Barack Obama begrüßte auf dem Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforum auf Hawaii die Fortschritte in beiden Ländern. Er fügte jedoch hinzu, es bleibe in ganz Europa «noch Arbeit zu tun», um die Märkte zu beruhigen.
Die Mehrheit der Griechen bringt dem neuen Ministerpräsidenten Papademos Vertrauen entgegen, allerdings herrscht in der Bevölkerung auch eine erhebliche Skepsis. Nach einer Umfrage des Fernsehsenders SKAI und der Zeitung «Kathimerini» vertrauen 45 Prozent der Befragten dem parteilosen Regierungschef. 35 Prozent erklärten dagegen, sie hätten kein Vertrauen in den früheren Vizepräsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), der ebenso wie Monti als «Technokrat» gilt.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte vor Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise auf Asien. IWF-Chefin Christine Lagarde äußerte diese Bedenken bei einem Treffen mit dem japanischen Finanzminister Jun Azumi am Samstag in Tokio: Kein Land der Welt sei unter den gegenwärtigen Umständen «immun», egal wie weit es von Europa entfernt sei. Japan sei bisher eine verlässliche Stütze für den Euroraum, betonte Lagarde. Das exportabhängige Land hatte zuvor wiederholt seine Bereitschaft signalisiert, weitere europäische Staatsanleihen aus dem Rettungsfonds zu kaufen, um den Euro zu stabilisieren.
dpa - Bild: Alessandro die Meo (epa)