Mitten in der Euro-Schuldenkrise hat die Ratingagentur Standard & Poor's Frankreich versehentlich die Top-Bonität aberkannt. EU-Kommissar Michel Barnier sprach am Freitag von einem schwerwiegenden Vorfall und drohte mit Sanktionen.
Die Panne belegt nach Barniers Worten die Notwendigkeit, Ratingagenturen schärfer zu kontrollieren. Am Dienstag (15. November) wird der Binnenmarktkommissar neue Vorgaben präsentieren. Sie sehen unter anderem vor, Ratingagenturen vorübergehend die Veröffentlichung der Benotung von Euro-Krisenstaaten zu verbieten, der ESMA eine Kontrolle über die Ratingmethoden zu geben und Auftraggeber zu verpflichten, alle drei Jahre die Ratingagentur zu wechseln. Für fehlerhafte Benotungen sollen Ratingagenturen künftig haften.
Die Agentur selbst hatte den Fehler am Donnerstagabend erst Stunden nach dem Vorfall aufgeklärt: Eine entsprechende E-Mail sei an einige Abonnenten der S&P-Internetseite versendet worden. Standard & Poor's sprach von einem technischen Fehler. Man wolle die genaue Fehlerquelle untersuchen. Bei Analysten provozierte der Vorfall kritische Fragen: Trotz der Erklärung seitens S&P bleibe ein "sehr fader Beigeschmack", hieß es. Selbst im Falle eines Irrtums müsse die Meldung schließlich irgendjemand verfasst haben.
Die Panne hätte zu kaum einem ungünstigeren Zeitpunkt passieren können: Bereits vorher waren die Risikoaufschläge französischer Staatsanleihen zu den als extrem sicher geltenden deutschen Staatsanleihen auf Rekordhöhe gestiegen - mittlerweile liegen sie bei knapp 1,6 Prozent. Am Freitag beruhigte sich die Lage am französischem Anleihemarkt nur leicht.
Derweil entspannte sich die Lage für italienische und griechische Staatsanleihen zum Wochenausklang. Nachdem die Risikoaufschläge für italienische Staatstitel bereits am Donnerstag merklich gesunken waren, gingen sie auch am Freitag spürbar zurück. Deutlich geringere Risikoaufschläge muss Griechenland zahlen, nachdem dort der Weg für eine Übergangsregierung frei wurde.
dpa/mh - Bild: Justin Lane (epa)