Nach dem Willen der Bundesländer sollen Auftritte von Affen, Elefanten, Giraffen und Bären in deutschen Zirkussen verboten werden. Der Agrarausschuss des Bundesrats votierte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur mit deutlicher Mehrheit für ein Wildtierverbot.
Am 25. November soll das Plenum der Länderkammer diese Ausschussempfehlung absegnen. Damit steigt der Druck auf Union und FDP im Bundestag, ihren Widerstand gegen ein Aus für die Dressur von Wildtieren im Zirkus aufzugeben.
Die deutsche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sei nun aufgefordert, Tierquälerei in Zirkussen per Gesetz zu verbieten, sagte Daniela Freyer von der Organisation Pro Wildlife.
Bereits 2003 hatte der Bundesrat einen Anlauf für ein Wildtierverbot unternommen, doch bislang fand sich im Bundestag keine Mehrheit dafür. So argumentiert die Union, ein Verbot könnte gegen die Verfassung verstoßen, weil es die Freiheit der Berufsausübung der Dompteure sowie das Eigentumsrecht unverhältnismäßig einschränken würde.
Zuletzt hatten Union und FDP im März einen Verbotsantrag der Grünen im Bundestag abgelehnt. Mit der Bundesratsinitiative kommt nun aber neue Bewegung in das Thema - zudem ist mittlerweile laut Pro Wildlife in 13 europäischen Ländern die Haltung von Wildtieren ganz oder teilweise verboten. "Manege und Zirkuswagen sind kein Lebensraum für Wildtiere wie Elefanten, Tiger und Affen", sagte Freyer. Mit dem im Grundgesetz verankerten Staatsziel Tierschutz sei das unvereinbar.
Neuer Anlauf ist eine Initiative Hamburgs
Der neue Anlauf geht auf eine Initiative Hamburgs zurück. In einem Antragsentwurf heißt es zur Begründung, für bestimmte Tierarten sei eine artgerechte Haltung im Zirkus nicht möglich. "Dieses liegt unter anderem darin begründet, dass die Wildtiere einen Großteil ihres Lebens in engen Transportwagen verbringen müssen." Aufgrund der Fahrt-, Auf- und Abbauzeiten fehle etwa Affen, Elefanten, Großbären, Giraffen, Nashörner und Flusspferden die notwendige Bewegung. "Dadurch kommt es häufig zu schwerwiegenden Erkrankungen, Verhaltensstörungen und nicht selten zu Todesfällen", wird betont.
Undine Kurth, tierpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, begrüßte die Ausschuss-Empfehlung des Bundesrats. "Der Ausschuss zeigt mit dieser Entscheidung, dass man auch über Parteigrenzen hinweg zu vernünftigen Entscheidungen kommen kann", sagte sie der dpa. Dieser Beschluss zum Verbot der Wildtierhaltung in Zirkussen eröffne die Möglichkeit, bei der Umsetzung des Staatsziels Tierschutz in Deutschland endlich einen großen Schritt voranzukommen. Die Bürger in Deutschland seien schon seit Langem für ein solches Verbot. "Und die besseren der Zirkusse sind auch ohne Tierquälerei erfolgreich am Markt", betonte Kurth, die seit Jahren für ein Wildtierverbot kämpft.
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