Europa hat die Hilfen für Griechenland vorerst gestoppt. Die Milliardenhilfen für Athen würden vorerst auf Eis gelegt, erklärten die deutsche Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy nach einem Krisengipfel mit Ministerpräsident Papandreou am Mittwoch in Cannes.
Die einseitige Entscheidung Athens über eine Volksabstimmung habe die Situation verändert. Das griechische Volk müsse klar sagen, ob es weiter in der Euro-Zone verbleiben wolle oder nicht, erklärten Merkel und Sarkozy am späten Abend in Cannes. Auch ein Austritt aus der Euro-Gruppe ist kein Tabu mehr.
Papandreou erklärte, das Referendum über die harten Sparmaßnahmen in seinem Land so schnell wie möglich organisieren zu wollen, voraussichtlich am 4. Dezember. Er rechne mit einem positiven Ergebnis, sagte Papandreou. Das griechische Volk werde die richtigen Entscheidungen treffen, damit das Land in der Eurozone bleibt, sagte er in Cannes.
Verhofstadt: Referendum keine gute Idee
Der Fraktionsführer der Liberalen im EU-Parlament, Guy Verhofstadt, warnt davor, dass sich die europäische Schuldenkrise weiter verschlimmert. Die Probleme Griechenlands hätten die Krise nur ausgelöst, die echte Ursache liege in der gemeinsamen Währung. Der Euro könne als gemeinsame Währung nicht überleben, wenn weiterhin jeder daran beteiligte Staat seine Wirtschafts- und Haushaltspolitik auf eigene Weise betreibe, sagte Verhofstadt in einem Interview mit dem flämischen Rundfunk. Das in Griechenland geplante Referendum hält der frühere Premier für keine gute Sache. Mit Demokratie habe das nur wenig zu tun.
G20-Gipfel startet in ersten Tag
Im Zeichen der schweren Schuldenkrise Europas nehmen die führenden Industriestaaten der Welt auf dem G20-Gipfel heute (Donnerstag) in Cannes offiziell ihre Beratungen auf. Zu Beginn des zweitägigen Treffens geht es um einen Aktionsplan für Wachstum und Beschäftigung. Weiteres Thema am ersten Gipfeltag ist der Welthandel.
Schwerpunkte sind die Entwicklung der Weltwirtschaft, eine Reform des internationalen Währungssystems und eine weitere Regulierung der Finanzmärkte. Gastgeber ist Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy.
Weil die schweren Turbulenzen in der Euro-Zone praktisch alles andere überlagern, rücken bei dem Treffen der G20 wichtige sonstige Themen in den Hintergrund. Dazu gehören die Rohstoff- und Nahrungsmittelsicherheit, Fragen der Infrastruktur und des Handels oder die Doha-Runde. Nichtregierungsorganisationen kritisieren das scharf.
dpa/vrt/rtbf/jp - Bild: Christophe Karaba (epa)