Anhaltend starker Smog lässt in Peking die Zahl der Patienten mit Atemwegserkrankungen und Schlaganfällen stark ansteigen.
Ärzte riefen Kranke, Kinder und ältere Menschen über die Staatsmedien auf, möglichst nicht vor die Tür zu gehen. Grundsätzlich wurde vor Aktivitäten außer Haus gewarnt.
Der Index der Luftmessungen der US-Botschaft in der chinesischen Hauptstadt stieg am Dienstag auf einen als «gefährlich» eingestuften Stand. Es wurde vor Notstandsbedingungen gewarnt: «Die gesamte Bevölkerung ist höchstwahrscheinlich betroffen.»
«Eigentlich sollten alle Menschen bei solchen Wetterbedingungen von unnötigen Aktivitäten außer Haus absehen», zitierte die «Global Times» Doktor Tong Zhaohui vom bekannten Pekinger Chaoyang Hospital. Zwei Ambulanzdienste berichteten, die Zahl ihrer Patienten mit Atemproblemen sei schon am Wochenende um 13 Prozent beziehungsweise 30 Prozent gestiegen. Schlaganfälle hätten um 14 Prozent zugenommen.
«Wir raten den Menschen, drinnen zu bleiben und am besten Türen und Fenster zu schließen», sagte Wang Qiuxia von der Umweltgrupe Daerwen der Nachrichtenagentur dpa. «Der Herbst in Peking war früher klar und frisch. Jetzt ist die Sicht schlecht und die Menschen trauen sich kaum noch zu atmen», stimmte die Zeitung «China Business Times» in den Chor der Klagen ein.
Nur "leichte Verschmutzung"?
In Mikroblogs im Internet und selbst in staatlich kontrollierten Zeitungen wuchs die Verärgerung, dass das Pekinger Umweltamt trotz der extremen Bedingungen nur von «leichter Verschmutzung» reden will. Nebliges Wetter, der Beginn der Heizperiode und der dramatisch gestiegene Straßenverkehr in der 20-Millionen-Metropole haben nach Einschätzung von Experten zu dem gefährlichen Mix in der Luft geführt. Ohnehin zählt Peking schon seit Jahren weltweit zu den Städten mit der schlimmsten Luftverschmutzung.
Nach Angaben von Experten ist die Verbindung zwischen Smogwerten und der Zahl von Schlaganfällen statistisch nachgewiesen und in Versuchen mit Mäusen bestätigt. Diesel-Abgase können zum Beispiel über kleine Entzündungen in der Lunge die Bildung von Blutgerinnseln auslösen, die wiederum zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen können. Andere Forscher haben gezeigt, dass kleine Partikel aus dem Smog auch in den Blutkreislauf gelangen und das Herz direkt schädigen können.
dpa - Bild: Adrian Bradshaw (epa)