Syrische Truppen und zur Opposition übergelaufene Deserteure haben sich auch am Samstag in der Rebellenhochburg Homs blutige Gefechte geliefert. Dabei wurden nach Angaben von Aktivisten mindestens drei Menschen getötet und fünf verwundet. Die Truppen des Staatschefs Baschar al-Assad hätten die Stadt den zweiten Tag in Folge beschossen, hieß es.
Am Freitag waren der Opposition zufolge bei Kämpfen und Einsätzen gegen Demonstranten 40 Menschen getötet worden. Dutzende Armeeangehörige seien in Homs desertiert. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, Dutzende Angehörige "terroristischer Banden" seien in Homs festgenommen worden. Der "New York Times" zufolge duldet die Türkei im eigenen Land ein Lager der aus syrischen Deserteuren gebildeten "Freien Syrischen Armee". In dem Lager hielten sich 60 bis 70 Kämpfer auf.
Arabische Liga fordert Assad zu Beendigung des Blutvergießens auf
Die Arabische Liga mahnte Assad nach dem blutigen Freitag eindringlich, das Blutvergießen zu beenden. "Der Arabische Ministerausschuss erklärte seine Ablehnung der fortwährenden Tötung von Zivilisten in Syrien und drückte seine Hoffnung aus, dass die syrische Regierung die nötigen Maßnahmen zu ihrem Schutz ergreifen werde", erklärte die Liga nach einem Bericht des arabischen Senders Al-Dschasira. Der Ministerrat der Liga wollte am Sonntag in Doha, der Hauptstadt Katars, mit Vertretern Syriens über die Lage sprechen.
Tausende Demonstranten hatten nach Aktivistenangaben eine Flugverbotszone zum Schutz der syrischen Zivilbevölkerung gefordert, wie sie die Nato über das Libyen Muammar al-Gaddafis durchgesetzt hatte. Eine entsprechende Resolution des UN-Sicherheitsrates hätte jedoch keine Chance, weil Russland und China ihr Veto einlegen würden und auch die westlichen Staaten kein militärisches Engagement wollen.
Eine Überprüfung der Angaben der syrischen Opposition und der Regierung ist schwierig, denn Menschenrechtsorganisationen und ausländische Journalisten dürfen sich in Syrien nicht frei bewegen. Seit dem Beginn der Proteste gegen Assads Regime im März wurden nach UN-Angaben mehr als 3000 Menschen getötet.
Auch Kritik vom britischen Außenministerium
Das britische Außenministerium warf Assad vor, auf friedliche Demonstranten zu schießen. In einem Kommentar mit dem Titel "Mythen und Realität", der am Freitagabend auf der Website der Botschaft veröffentlicht wurde, heißt es, Assads Aufruf zum "nationalen Dialog" mit der Opposition sei nicht ernst gemeint. Die syrische Führung sei nur bereit, mit von ihr handverlesenen vorgeblichen Regimekritikern zu sprechen.
Entgegen öffentlichen Verlautbarungen seien keineswegs alle politischen Gefangenen freigelassen worden. Alle von Assad beschlossenen Reformen hätten sich als leere Versprechungen herausgestellt. Der Präsident habe jede Legitimität verloren.
dpa/fs/jp - Archivbild: Sham News Network (epa)