Zwei Tage nach dem schweren Erdbeben in der Türkei ist die Zahl der Toten am Dienstag auf 366 gestiegen. Bergungsmannschaften zogen mehrere Menschen lebend aus den Trümmern.
47 Stunden nach dem Erdbeben wurde am Dienstagvormittag ein etwa zwei Wochen altes Baby gerettet. Der Säugling wurde sofort in eine Krankenstation gebracht. Der behandelnde Arzt sagte, das Baby sei weitgehend gesund und werde überleben. Allerdings weiß man noch nichts über das Schicksal der Eltern.
"Es war wie das Jüngste Gericht", beschrieb ein aus dem Schutt befreiter 18-Jähriger das Beben. Der junge Mann lag 32 Stunden eingeklemmt unter einem eingestürzten Teehaus. Er habe sich den für das Überleben nötigen Platz schaffen können, sagte er vor laufender Kamera.
Die Behörden stellten fest, dass bei der Katastrophe in der östlichen Provinz Van deutlich mehr Gebäude als zunächst bekannt eingestürzt sind. Die Zahl der zerstörten Häuser wurde von 970 auf 2262 korrigiert, wie der Fernsehsender CNN-Türk unter Berufung auf den Krisenstab der Regierung berichtete.
Weitere Zelte als Schutz für die Nacht
Rettungshelfer setzen die Suche nach möglichen Überlebenden und Toten in den Trümmern fort. Mehr als 1300 Menschen seien verletzt, teilte der Krisenstab der Regierung mit. Der Rote Halbmond kündigte an, am Dienstag weitere 12.000 Zelte in dem Krisengebiet zu verteilen. Am Montag hatte die Organisation 452 Zeltlager aufgebaut, trotzdem mussten viele Menschen erneut im Freien übernachten. Außerdem gab es Listen für Suppenküchen. Die Behörden warnten die Menschen davor, beschädigte Häuser zu betreten, weil diese bei den zahlreichen Nachbeben noch einstürzen könnten.
Die Behörden hatten 200 Notarztwagen und fünf Ambulanzflugzeuge im Einsatz. Helikopter und Militäreinheiten unterstützen den Rettungseinsatz. Größere Hilfe aus dem Ausland hat die türkische Regierung mit Hinweis auf eigene Kräfte bisher abgelehnt. Die Provinz Van liegt im Südosten des Landes und grenzt an den Iran. Sie wird mehrheitlich von Kurden bewohnt. Die Türkei wird immer wieder von heftigen Erdbeben heimgesucht. Das Beben vom Sonntag hatte eine Stärke von 7,2.
dpa/epa - Bild: Tolga Bozoglu (epa)