Die libysche Übergangsregierung hatte zuvor erklärt, vorgesehen sei ein einfaches Begräbnis in Anwesenheit eines muslimischen Geistlichen. Gaddafi soll zusammen mit seinem Sohn Mutassim und seinem Sicherheitschef beerdigt worden sein. Den Ort will die Übergangsregierung geheim halten, damit das Grab nicht zu einer Pilgerstätte für Gaddafi-Anhänger wird.
Der frühere Machthaber war am vergangenen Donnerstag in seiner Heimatstadt Sirte getötet worden. Seine Leiche war danach vier Tage lang in einem Raum in Misrata zur Schau gestellt worden.
Massenmord an Gaddafi-Anhängern?
Die Milizen des Übergangsrates geraten unterdessen zunehmend ins Zwielicht. Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fanden Anhaltspunkte für ein Massaker unter 53 Gaddafi-Anhängern in Sirte. Das wäre das schwerste Kriegsverbrechen der neuen Machthaber. Human Rights Watch forderte den Übergangsrat auf, eine unverzügliche und transparente Untersuchung der offensichtlichen Massenhinrichtung einzuleiten und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.
Der Vorsitzende des Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, gerät damit bereits am ersten Arbeitstag nach dem Neubeginn in Libyen weiter unter Druck. Weil die Vorwürfe einer gezielten Tötung Gaddafis nicht verstummen wollen, kündigte Dschalil eine seit Tagen geforderte Untersuchung an. "Alle Libyer brannten darauf, Gaddafi wegen seiner Verbrechen vor Gericht zu sehen", erklärte Dschalil auf einer Pressekonferenz in Bengasi. "Die Libyer wollten ihn im Gefängnis und gedemütigt sehen", fügte er hinzu.
Nato: Ziel erreicht - Angriff rechtfertigt
Die Nato sieht das Ziel ihres Militäreinsatzes in Libyen erreicht. Alle Gebiete Libyens seien heute unter Kontrolle des Nationalen Übergangsrates, sagte der Kommandeur des Einsatzes, der kanadische General Charles Bouchard, am Montag in seinem Hauptquartier in Neapel. "Die Gefahr organisierter Angriffe von Resten des Gaddafi-Regimes ist vorbei."
Zugleich verteidigte Bouchard den Angriff auf einen Konvoi von 175 Fahrzeugen, mit dem Gaddafi am Donnerstag versucht hatte, aus Sirte zu flüchten. "Wir hatten die Befürchtung, dass die Kämpfer aus Sirte sich mit Resten der Kämpfer aus Bani Walid zusammenschließen und dann Zivilisten in einer Stadt als Geiseln nehmen könnten", berichtete Bouchard.
"Wir haben daher beschlossen, den Konvoi aufzubrechen und in kontrollierbare Teile aufzuspalten. Wir haben unsere Waffensysteme zweimal auf den Konvoi gerichtet und dieses Ziel erreicht." Auf einigen Pickup-Fahrzeugen hätten sich Raketen und Maschinengewehre befunden: "In unserer Einschätzung war das eine eindeutige potenzielle Bedrohung der Zivilbevölkerung."
dpa/jp - Bild: Sabri Elmhedwi (epa)