Historischer Tag für Libyen: Der ehemalige Machthaber Muammar al-Gaddafi ist tot. Im ganzen Land feierten Menschen frenetisch das Ende der knapp 42 Jahre langen Herrschaft. Zwei Monate nach seinem Sturz wurde der 69-Jährige in seiner Heimatstadt Sirte von Milizionären getötet, wie Ministerpräsident Mahmud Dschibril in Tripolis bestätigte.
Damit ist neun Monate nach Beginn des "arabischen Frühlings" auch in Libyen der Weg frei für die Bildung einer provisorischen Übergangsregierung und die Vorbereitung demokratischer Wahlen.
Der Nato-Rat will auf einer Sondersitzung voraussichtlich schon am Freitag den Militäreinsatz in Libyen für beendet erklären. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem Schlusspunkt unter das Regime Gaddafi. "Damit geht ein blutiger Krieg zu Ende, den Gaddafi gegen sein eigenes Volk geführt hat", sagte Merkel in Berlin.
Gaddafi kam durch Schussverletzungen ums Leben. Das bestätigte ein Arzt im Krankenhaus von Misrata, in das der Leichnam von Sirte aus gebracht worden war. Gaddafi sei am Kopf und am Bauch von Schüssen getroffen worden, sagte der Arzt dem Nachrichtensender Al-Dschasira. Der Nachrichtensender Al-Arabija zeigte am Donnerstag aus der Stadt Misrata Bilder der Leiche.
Über die genauen Umstände des Todes von Gaddafi hatte es am Donnerstag lange Zeit Spekulationen gegeben. Nach widersprüchlichen Berichten soll er entweder während der Flucht aus einem Haus, in einem Autokonvoi, in einem Erdloch oder aber versteckt in großen Betonröhren getötet worden sein.
Sirte am Donnerstag als letzte Bastion des Widerstands gefallen
Von Gaddafi fehlte seit dem 27. August jede Spur. Der Ex-Diktator soll jetzt nach libyschen Medienberichten an einem geheimen Ort beigesetzt werden, damit seine Anhänger keinen Wallfahrtsort haben.
Gaddafis Heimatstadt Sirte war am Donnerstag als letzte Bastion des Widerstands gegen die neuen Herrscher gefallen. Milizionäre hissten die Flagge des Übergangsrates im Stadtzentrum. Außerdem feuerten sie Salven aus ihren Maschinenpistolen ab. Auch in der Hauptstadt Tripolis herrschte große Freude. Überall feierten die Menschen. Der Tod Gaddafis ist eine weitere historische Zäsur im "Arabischen Frühling", der vor neun Monaten mit dem Umsturz in Tunesien begann und seither eine ganze Region in Aufruhr versetzt.
Westliche Staaten erleichtert über Tod Gaddafis
Die Nachricht über den Tod des Despoten löste in westlichen Staaten Erleichterung aus. "Heute kann Libyen eine neue Seite in seiner Geschichte aufschlagen und eine neue demokratische Zukunft beginnen", heißt es in einer EU-Erklärung. "Sic transit gloria mundi" - so vergeht der Ruhm der Welt - mit diesen Worten zitiert die italienische Nachrichtenagentur Ansa Regierungschef Silvio Berlusconi. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sagte: "Für das libysche Volk öffnet sich ein neues Kapitel, das der Versöhnung in Einheit und Freiheit."
"Ich bin stolz auf die Rolle, die Großbritannien dabei gespielt hat", kommentierte der britische Premierminister David Cameron mit Blick auf die Unterstützung der Aufständischen durch die Nato. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Libyer zur Versöhnung auf: "Die Kämpfer aller Seiten müssen ihre Waffen in Frieden niederlegen. Das ist die Zeit der Versöhnung, nicht der Rache."
Außer Gaddafi sollen auch dessen Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi und Verteidigungsminister Abu Bakr Junis getötet worden sein. Al-Arabija meldete am Abend, auch Gaddafi-Sohn Saif al-Islam sei tot. Zuvor hatte es geheißen, die beiden verletzten Gaddafi-Söhne Mutassim und Saif befänden sich in den Händen der Milizionäre des Übergangsrates.
Bilder von dem Ort in Sirte veröffentlicht
Der Nachrichtensender Al-Arabija zeigte am Donnerstag Bilder von dem Ort in Sirte, an dem die Kämpfer Gaddafi angeblich gefunden hatten. Zu sehen sind zwei große Betonröhren, darüber hat jemand auf eine Betonwand gesprüht: "Dies ist der Platz der verfluchten Ratte Al-Gaddafi - Gott ist groß". Vor den Betonröhren liegen zwei Leichen am Boden. Der britische Sender BBC zitierte einen Milizionär, wonach Gaddafi gebettelt haben soll: "Nicht schießen, nicht schießen."
Nach anderen Berichten starb der Ex-Diktator während eines Angriffs auf einen Fahrzeugkonvoi. Wie ein Reporter der britischen Tageszeitung "Guardian" berichtete, wurde der Konvoi am Donnerstagmorgen von Nato-Flugzeugen angegriffen, als er gerade Sirte verlassen wollte. Die Nato bestätigte am Donnerstag lediglich einen Angriff auf einen Konvoi.
Dass Gaddafi sich in Sirte versteckt hatte, ist für viele Beobachter überraschend. Der seit zwei Monaten Flüchtige war in einer Oase im Süden des Landes vermutet worden. Allerdings erklärt sich jetzt, warum in Sirte Gaddafi-Getreue über Wochen hinweg erbitterten Widerstand gegen die Truppen des Übergangsrates geleistet haben.
Gaddafis Tod beendet auch den Nato-Einsatz
Offiziell ging es überhaupt nicht um Gaddafi. "Einzelpersonen sind kein Ziel unseres Einsatzes", sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen, wann immer er nach dem einstigen libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi gefragt wurde. Seite Ende März flogen Flugzeuge der Nato und anderer Verbündeter mehr als 26.000 Einsätze über Libyen. Bei fast 10.000 Kampfeinsätzen wurden mehrere Tausend Präzisionsbomben und Raketen auf Gaddafis Truppen abgefeuert. Kurz vor dem ohnehin bereits geplanten offiziellen Ende des Einsatzes wurde Gaddafi jetzt getötet.
Nun steht der Abzug der Nato aus dem Himmel über und den Gewässern vor Libyen bevor, meinen Diplomaten: Auftrag erledigt. "Ich denke, der Libyen-Einsatz kann als Modell für künftige Nato-Operationen dienen", sagte Rasmussen kürzlich. "Es macht Sinn, dass Gruppen von Verbündeten sich auf bestimmte Aufgaben spezialisieren."
Erst kein Zusammenhalt bei Nato-Einsatz
Zunächst war in Sachen Libyen von Gemeinsamkeit in der Nato wenig zu spüren. Gleich zu Anfang hatten sich die USA rasch mit ihren Kampfjets zurückgezogen und den Europäern, Kanadiern und anderen Ländern das Schlachtfeld überlassen. Washington stellte vor allem Transportflugzeuge zur Verfügung - und auch Präzisionsbomben, als diese den Europäern schon nach gut zwei Monaten ausgingen.
Nicht einmal die Hälfte der 28 Nato-Mitglieder nahm am Einsatz gegen Libyen teil. Zwölf Bündnisstaaten, allen voran Frankreich und Großbritannien, waren schließlich dabei, von denen sich nur acht an Kampfeinsätzen beteiligten. Hinzu kamen vier Nicht-Mitglieder: Jordanien, Katar, Schweden und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Die Deutschen verweigerten im UN-Sicherheitsrat der UN-Resolution, auf die sich die Nato stützte, ihre Zustimmung. Sie setzten aber mehr Soldaten auf AWACS-Aufklärungsflugzeugen über Afghanistan ein, damit andere Nato-Länder diese Flugzeuge während des Einsatzes über Libyen bemannen konnten.
"Unser Auftrag ist es, die Zivilbevölkerung in Libyen zu beschützen - nicht, Tausende von flüchtenden früheren Regimegrößen, Söldnern, Offizieren und innerhalb des Landes vertriebenen Personen zu verfolgen oder zum Ziel zu machen", formulierte Nato-Militärsprecher Roland Lavoie. Wo Gaddafi sei, so wiederholte er trotzig, interessiere die Nato überhaupt nicht. Rasmussen drückte es vorsichtig so aus: Sicherheit für die libysche Bevölkerung sei mit Gaddafi an der Macht schwer vorstellbar.
Nato rechtfertigte jeden ihrer Militärschläge
Das Mandat des UN-Sicherheitsrates erlaubte eine Seeblockade und "alle nötigen Maßnahmen" zum Schutz der Bevölkerung. Von einem Regimewechsel oder gar der Jagd auf Gaddafi war keine Rede. Die Nato rechtfertigte jeden ihrer Militärschläge denn auch damit, dass von dem Ziel eine Gefahr für die Bevölkerung ausgegangen sei. Dies verhinderte freilich nicht, dass Russland mehrfach dem Bündnis eine "kreative Auslegung" der UN-Resolution vorwarf. Und unter Berufung darauf verweigerte Moskau dann eine andere Resolution gegen die Verfolgung der Opposition in Syrien.
Nicht ohne Zufriedenheit betonen Nato-Diplomaten, im Gegensatz beispielsweise zu deutschen Befürchtungen sei eine Eskalation des Einsatzes vermieden worden. Immerhin kam kein einziger Soldat der Allianz zu Schaden.
Kritiker hingegen berufen sich auf den früheren US-Verteidigungsminister Robert Gates: Der sah in dem Riss, der in Sachen Libyen durch das Bündnis ging, einen Beweis für die Spaltung in jene, die kämpfen - und die anderen, die nur humanitäre Einsätze wollen. Die Nato, so schäumte Gates auch eingedenk der deutschen Abwesenheit, sei "auf dem Weg zur militärischen Bedeutungslosigkeit".
dpa/okr - Archivbild: epa
“Ich denke, der Libyen-Einsatz kann als Modell für künftige Nato-Operationen dienen”
Freut Euch Ihr Erdbewohner, die Kriegstreiber sind an der Macht!!!
Es wurden Clusterbomben und Depleted Uranium eingesetzt.
http://www.youtube.com/watch?v=vkp_FX_ojCA
http://www.youtube.com/watch?v=xmK7B6mOsHU
Diese Einseitige Berichterstattung in den Medien Kotzt einen an!