Mit einer leicht rückläufigen Ausstellerzahl öffnet am Mittwoch die 63. Frankfurter Buchmesse ihre Tore. Bis zum Sonntag sind 7384 Anbieter aus 106 Ländern auf der weltgrößten Bücherschau vertreten, 155 Stände weniger als im Vorjahr.
Bei der Eröffnung forderte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) am Dienstagabend «mehr Europa» als Konsequenz aus der Schuldenkrise. Gerade für die Kultur eröffne Europa neue Räume.
Den diesjährigen Buchmessen-Ehrengast Island, dessen Bankensystem in der Finanzkrise 2008 kollabiert war, lobte der Außenminister. Deutschland unterstütze «nachdrücklich» den angestrebten EU-Beitritt Islands.
Mehr als die Hälfte der Aussteller auf der Messe kommt aus dem Ausland, an der Spitze stehen die USA. Drei Tage ist die Messe Fachbesuchern vorbehalten, am Wochenende ist auch das allgemeine Publikum zugelassen.
Wie im Vorjahr werden rund 280.000 Besucher erwartet. Mehr als 3000 Veranstaltungen sind während der fünf Messetage geplant, rund 1000 Autoren haben sich angekündigt, darunter internationale Starautoren wie Umberto Eco oder Mario Vargas Llosa.
Wohnzimmerlandschaft
Buchmessen-Ehrengast Island bringt 38 Autoren und 203 Neuerscheinungen mit. Island ist bisher das kleinste Land, das seine Literatur und Kultur auf der weltgrößten Bücherschau präsentiert. Ihren Länderpavillon haben die Isländer als Wohnzimmerlandschaft angelegt, in der sie auf Videoleinwänden ihre Privatbibliotheken zeigen. Der isländische Präsident Ólafur Ragnar Grímsson bezeichnete die Einladung zur Buchmesse als Anerkennung für die große literarische Tradition seines Landes.
Die Branche befindet sich nach den Worten von Buchmessen-Chef Juergen Boos «im doppelten Sinne im Aufbruch». Zum einen breche die traditionelle Verwertungskette vom Autor über Verlag und Händler zum Leser auf. Zum anderen breche man auf «in eine neue Ära des Publizierens». Das gedruckte Buch werde dennoch weiter existieren.
Die Internet-Piraterie bereitet unterdessen Händlern und Verlegern Sorgen. Rund 60 Prozent aller E-Book-Inhalte würden illegal heruntergeladen, sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Gottfried Honnefelder. «Das macht uns sehr unruhig». Er beklagte, «dass die Politik in bemerkenswerter Weise nichts tut» und warf ihr vor, sie wolle die Wähler der Piraten-Partei nicht verprellen, die sich für «Freiheit im Netz» stark mache.
dpa - Bild: Arne Dedert (epa)